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das Fideikommiß Bernstorf und Hanshagen in nicht zu ferner Zeit als Erbe
übernehmen zu müssen. Außerdem mußte er bei seiner Ausbildung berücksichtigen,
daß er auch der voraussichtliche Erbe des Fideikommisses Wedendorf war, weil der
Onkel Andreas nur Töchter hatte. Es war daher angezeigt, daß er Jura studierte, um
als einer der größten Grundherren Mecklenburgs seine Pflichten in der Verwaltung der
Begüterung, in der damaligen die Patrimonialgerichtsbarkeit und Polizei umfassenden
Gutsobrigkeit und als Mitglied des ständischen Landtages bei der Mitwirkung in der
Landesregierung erfüllen zu können.
Hermann studierte in Rostock und legte Referendar- und Assessor Examen ab, wurde
also Volljurist. Der Wohnsitz der Familie war in dieser Zeit Bernstorf geblieben, wo
Hermanns Mutter mit den Kindern lebte. Als Großvater Arthur am 10. April 1897 starb,
übernahm Hermann im Johannis-Termin 1897 als erster (und letzter)
Fideikommißbesitzer das von Arthur gestiftete Fideikommiß Bernstorf und Hanshagen.
Er war nun 30 Jahre alt, und es wurde Zeit für ihn zu heiraten. Seine Lebensgefährtin
fand er in Elsbeth v. Viereck, der am 10. April 1874 in Parchim geborenen Tochter des
Majors a.D. Hans v. Viereck auf Dudingshausen und seiner Gemahlin Elsbeth v.
Wilamowitz-Möllendorff aus Gadow. Die Hochzeit fand am 11. Okt. 1899 in
Dudingshausen statt. Hermann und Elsbeth (Else) lebten nun 9 Jahre in Bernstorf,
während Mutter Elisabeth nach Schwerin zog.
1906 starb der Onkel Andreas in Wedendorf, und damit erbte Hermann auch das
große Fideikommiß Wedendorf hinzu. Das bedeute Umzug nach Wedendorf, der im
Frühjahr 1908 erfolgte, während gleichzeitig Mutter Elisabeth von Schwerin wieder
nach Bernstorf zurückkehrte, damit das Haus nicht leer stand. Die Übersiedelung von
Bernstorf nach Wedendorf geschah in sehr feierlicher Weise. Die Familie fuhr in zwei
Wagen, im ersten die Eltern, im zweiten die 4 Kinder mit der Mademoiselle. Am
heckenumzäunten Grenzweg, wo die Bernstorfer und die Wedendorfer Begüterung
sich berührten, erwartete eine Reiterabteilung, bestehend aus den Beamten und
sonstigen wichtigen Persönlichkeiten der Wedendorfer Begüterung die neue Herrschaft
und gab ihr das Geleit bis zum Wedendorfer Schloß, auf dessen Freitreppe die
Beamtenfrauen in Festgewändern Spalier bildeten.
In Wedendorf wurde nun aller Plüsch der vorangegangenen Generation entfernt und
das ursprüngliche klassizistische Mobiliar des Hauses in seinen schönen großen
Räumen mit den Wand- und Deckenmalereien aus dem Anfang des vorigen
Jahrhunderts wieder voll zur Geltung gebracht.
Hermann regierte, wie sein Sohn Christian in seinen Erinnerungen schreibt, in diesen
ersten Wedendorfer Jahren wie ein kleiner Fürst. Zur Begüterung gehörten 9 Gutshöfe,
die von 5 Inspektoren verwaltet wurden: Wedendorf mit Blieschendorf, Kasendorf mit
Rambeel, Gr.Hundorf mit KI.Hundorf, Bernstorf mit Wilkenhagen und schließlich
Hanshagen. Außerdem gehörten zur Begüterung die Bauerndörfer Kirch-Grambow,
Köchelstorf, Stresdorf, Jeese, Pieverstorf und Teschow mit insgesamt 40
Erbpächterstellen, darunter zwei Dorfschmieden mit Gastwirtschaft (in Kirch-Grambow
und Jeese) und zwei Mühlenbetriebe (in Köchelstorf und Teschow),