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instinktiv das Richtige. Öffentliche Verantwortung zu übernehmen, lag ihrem Wesen
fern, der große Wedendorfer Haushalt und die Sorge für die Kinder und alle ihr
anvertrauten Verwandten und Gäste füllten sie aus.
Aus Hermanns und Elses Ehe gingen 6 Kinder hervor, von denen allerdings das erste,
ein am 18. Nov. 1900 geborener Sohn, der nach den beiden Großvätern den Namen
Hans-Werner erhielt, schon im Juni 1901 wieder starb, ein harter Schicksalsschlag für
die jungen Eltern. Die anderen 5 Kinder waren:
a) Christian Günther Ernst Gustav, geboren in Bernstorf am 17. März 1902. Er
besuchte das Gymnasium in Doberan von 1914 bis zum Abitur im Jahre 1920 und war
dort wie nach ihm seine Brüder in dem von Hermann und anderen Landherren für die
Jungens vom Lande gegründeten Alumnat. Nach dem Abitur lernte er zwei Jahre
Landwirtschaft bei Herrn Seeler auf dem Gut Levetzow bei Wismar. Dann wurde er für
3 Semester bei den Vandalen in Heidelberg aktiv. Nachdem er dann noch als Eleve
und anschließend Verwalter bei dem Amtsrat Dr. Behm in Querfurt und Teuchern/Prov.
Sachsen gewesen war, studierte er in Halle bis zum Staatsexamen als Diplomlandwirt
und promovierte 1929 in Leipzig mit einer Arbeit über das Thema "Untersuchungen
über die Stickstoffwirkung der Gründüngung mit Leguminosen“ zum Dr.phil.. Alsdann
kehrte er nach Hause zurück, um seinem Vater bei der Bewirtschaftung der Güter zur
Seite zu stehen und sich auf ihre spätere Übernahme vorzubereiten. Aber er kam in
die schon beginnende Katastrophe hin-ein. Zu unerfahren, um noch Entscheidendes
tun zu können, nach seiner ganzen Veranlagung auch mehr Wissenschaftler als
Praktiker, mußte er mit ansehen, wie durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch der
Begüterung seine künftige Lebensaufgabe zerrann. Als dann Bernstorf mit
Wilkenhagen gerettet werden konnte, war es seine schwere Aufgabe, die Wirtschaft
dieses Betriebes, die bei der Übernahme durch ihn infolge dezimierten lebenden sowie
unzureichenden und veralteten toten Inventars stark darniederlag, wieder in Gang zu
bringen und zu modernisieren und das immer noch stark belastete Bernstorf wieder zur
tragfähigen Lebensgrundlage der Familie zu machen. Nur 6 Jahre Zeit blieben ihm
hierfür, bis der 2. Weltkrieg ausbrach und mit seinen Kriegswirtschaftsvorschriften
erneut außergewöhnliche Verhältnisse schuf. Christian selber wurde auch im ersten
Kriegsjahr für einige Monate zum Arbeitsdienst eingezogen, mußte am Westwall
schippen und dann in dem dem Reich einverleibten Pomerellen bei der Einbringung
der Ernte helfen, bis man einsah, daß eine solche Verwendung eines großen
landwirtschaftlichen Betriebsführers unsinnig war, und ihn mit vielen anderen
Landwirten aus gleichen Verhältnissen nach Hause entließ. Christian konnte nun unter
den kriegsbedingten Schwierigkeiten die Wirtschaft in Bernstorf weiterhin führen, bis
der Zusammenbruch und die erst amerikanische, dann britische und ab 30. Juni 1945
russische Besatzung sein Werk zerschlug und ihm die Lebens-aufgabe nahm. Er blieb
zunächst in Bernstorf, mußte aber bald nach Schwerin ausweichen, wo er eine kleine
Tätigkeit im deutsch-sowjetischen Kulturbund fand. Von hier aus konnte er noch einen
Teil der Bibliothek nach Schwerin retten und unter Zurückhaltung einiger weniger
besonders wertvoller Werke dem Kulturbund übergeben. Im übrigen war es nur
möglich gewesen, die Ahnenbilder und das Silber, sonst aber fast nichts, zu retten und
nach Kirch-Grambow zu bringen. Christian fand