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ging er 1931 in die USA, wo er in Texas auf einer großen Weizenfarm als
Treckerfahrer und danach 2 Jahre in Springfield/Ill. in einer Traktorenfabrik arbeitete.
Im Herbst 1933 kehrte er für eine Anstellung bei der Fa. Humboldt Deutz Motoren in
Köln zurück. - Von dort ging er 1935 als Truppen- Ingenieur im Rahmen der
Heeres-Motorisierung zur Wehrmacht, und zwar zunächst nach Kornwestheim, dann
nach Hannover und 1938 nach Meiningen. Am 2. Weltkrieg nahm er in verschiedenen
Stabsstellungen teil, zuletzt als Armee- Ingenieur beim Panzerarmee-Oberkommando
1 in Südrußland. Als Oberstleutnant der Kraftfahrparktruppe geriet er beim
Zusammenbruch in russische Kriegs-gefangenschaft, aus der er am 1. Advent 1948
heimkehrte. - Während des Krieges hatte er am 18. Juni 1944 in Lütgenhof i.M. die
dort am 28.10.1911 geborene Irmela Edle v. Paepcke, Tochter von Reimar Edlem v.
Paepcke auf Lütgenhof und Wanda Gräfin Eckbrecht v. Dürckheim-Montmartin,
geheiratet. Bei seiner Rückkehr aus Rußland fand er seine Frau in Holstein wieder.
Nach provisorischen beruflichen Zwischenlösungen konnte er 1951 wieder zu seiner
alten Firma in Köln gehen, von wo aus er 1956 - wie schon 1935 - wieder zum
Militärdienst überwechselte. Er wurde als Oberstleutnant in die Bundeswehr
übernommen und tat Dienst zunächst beim Kommando der Depot-Organisation in Bad
Neuenahr, dann als Kommandeur der Depot-Gruppe Nord in Lingen. Als solcher wurde
er 1961 zum Oberst befördert und 1962 in den Ruhestand versetzt. Seine dienstlichen
Leistungen bei der Bundeswehr wurden in so hohem Maße anerkannt, daß ihm das
Bundes-verdienstkreuz 1. Klasse verliehen wurde, eine Auszeichnung, die bei weitem
nicht allen Obersten zuteil wird. - Am 11. Mai 1952 war in Düsseldorf seine Frau
gestorben. Nach 2 Witwerjahren heiratete er in 2. Ehe am 18.4.1954 in Aumühle b.
Hamburg seine Kusine 2. Grades Sibylle v. Viereck, Witwe des 1945 gefallenen
Rittmeisters Peter v. Stojentin aus Klausdorf i.M. Sie war geboren in Parchim am 16.
Apr. 1913 als Tochter von Hardenack v. Viereck auf Dreveskirchen und Ursula v.
Laffert. Jochim und Sibylle zogen 1964 nach Bentheim, wo sie sich auf einem
Erbbaugrundstück nach eigenen Entwürfen ein Haus mit herrlichem Blick ins weite
Land bauten. Hier haben sie noch 17 Jahre miteinander gelebt und sich besonders der
Pflege ihres schönen Gartens gewidmet. Jochim, der seit 1953 dem Johanniterorden
als Ehrenritter und seit 1973 als Rechtsritter angehörte, war in Bentheim auch
stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes der lutherischen Gemeinde, hat
als solcher aber praktisch den Kirchenvorstand geleitet, weil dem Pastor als
Vorsitzendem das weniger lag. 1981 erkrankte Jochim an Krebs. Am 21. Sept. 1981 ist
er nach nur 3-wöchigem verhältnismäßig schmerz-losem Krankenlager gestorben und
auf dem Bentheimer Friedhof beerdigt worden. Kinder waren aus seinen Ehen nicht
hervorgegangen. Seine Witwe Sibylle ist in Bentheim wohnen geblieben.
Jochim war außerordentlich vielseitig begabt. Seine Begabungen lagen auf
technischem und künstlerischem Gebiet. Neben seinem erlernten Beruf als
Maschinenbauer war er ein geschickter Tischler und beherrschte überhaupt die im
Hause vorkommende Technik. Er hatte sich in seinem Haus eine komplett
ausgestattete Werkstatt eingerichtet. Schon auf der Schule zeichnete er sich durch
besondere Leistungen in Mathematik und Zeichnen aus. Aber auch die Musik spielte
eine Rolle. Er spielte in jüngeren Jahren recht gut Cello und war der unentbehrliche
Cellist im Doberaner Schülerorchester. Die zur technischen hinzukommende
künstlerische