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Begabung ermöglichte es ihm, die architektonische Planung des Bentheimer Hauses in
allen Einzelheiten selber vorzunehmen. Ein bleibendes Andenken hat er sich
geschaffen durch zahlreiche sehr gute Aquarelle, deren schönste wohl die im Kriege
im russischen Winter gemalten sind, die eine starke Atmosphäre ausstrahlen. Auch ein
paar gute Holz- und Linolschnitte sind von ihm vorhanden. Um die Familie hat er sich
besonders dadurch verdient gemacht, daß er, der auch ein hervorragender künstle-
rischer Fotograf war, Buntfotos der zahlreichen in und außerhalb der Familie
verstreuten Ahnenbilder gemacht hat, so daß diese jetzt allen interessierten
Nachkommen und Familienmitgliedern zugänglich sind und auch für diese
Familiengeschichte zur Verfügung standen. Dabei öffnete seine große Kontaktfähigkeit
ihm alle Häuser, in denen solche Bilder vorhanden sind. Sein Interesse für die Familie
hat ihn auch veranlaßt, die Neuherausgabe der "Berufsreise" der Generalin Riedesel
zu betreiben und den bisher nur in dänischer Sprache erschienenen 2. Band von Aage
Friis „Die Bernstorffs und Dänemark" nach Überarbeitung der im Manuskript
vorliegenden deutschen Übersetzung selber herauszubringen. Auch verfaßte er auf
Grund subtiler Forschung voll ständige Nachfahrenlisten des Generals Riedesel und
von Andreas Peter Bernstorff, die er veröffentlichte. Dadurch kam er mit zahlreichen
Familien in Verbindung, mit denen er korrespondiert oder die er in großer
Beweglichkeit bei vielen Autoreisen bis in seine letzten Lebensjahre besuchte. So
schuf er sich einen ungeheuer großen Freundes- und Bekanntenkreis, wie er auch in
Bentheim selber durch seine Freundlichkeit und natürliche Aufgeschlossenheit im Ort
und in der Nachbarschaft fest verankert war .
c) Werner Wichard Georg Ferdinand, geboren in Bernstorf am 5. Juli 1905. Nach
Besuch des Doberaner Gymnasiums von 1918 bis zum Abitur 1924 wurde er wie seine
Brüder Heidelberger Vandale. Nach den drei Heidelberger Semestern studierte er Jura
in München, Bonn und Rostock und bestand hier 1928 das Referendar-Examen. Als
Referendar war er in Schwerin, Röbel, Rostock und Doberan und legte 1932 das
Assessor-Examen ab. Nach einem Jahr Hilfsarbeiterzeit bei Rechtsanwalt Justizrat Dr.
Knebusch in Güstrow wurde er in den Staatsdienst einberufen und war zunächst bei
der Staatsanwaltschaft in Rostock und dann in Schwerin tätig. Am 1. Juli 1934 wurde
ihm als Gerichtsassessor die Verwaltung des Amtsgerichts Rehna übertragen, wo er
bis Herbst 1937 blieb. Dann wurde er, weil die NSDAP in Mecklenburg seiner
planmäßigen Anstellung widersprach, nach Berlin versetzt. Auch dort gelang es aber
nicht, ihn der Verfolgung der Partei zu entziehen. Am 1. Juli 1938 wurde er wegen poli-
tischer Unzu-verlässigkeit aus dem Staatsdienst entlassen. Er wurde nun Probe-, dann
Anwaltsassessor bei den Rechtsanwälten Behm u. Dr. Jessel in Schwerin. Am 29.
Sept. 1938 heiratete er in Gernrode Sibylle v. Engel, geboren in Göttingen am
24.10.1910, Tochter des verstorbenen Landrats Hartwig v. Engel und seiner Gemahlin
Auguste v. Voß. Bei Kriegsausbruch 1939 wurde Werner, der Gefreiter d.R. und
Reserve-Offizier-Anwärter bei der Artillerie war, eingezogen und blieb bis zum
Kriegsende Soldat. Er wurde zum Offizier befördert, war 1943/44 Chef einer schweren
Kanonenbatterie im Vorland des Kaukasus und das letzte Jahr Hauptmann im Stabe
eines Artilleriekommandeurs in Südfrankreich. Bei Kriegsende geriet er in Böhmen in
amerikanische Gefangenschaft, aus der er im Juli 1945 entlassen wurde. Da er nicht