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verlassen und in das Inspektorhaus auf dem Hof ziehen mußte, übernahm sie, nur von
dem treuen alten Hausmädchen Anna Funk unterstützt, die Führung des Haushalts
und ging auch mit nach Bernstorf, als die Eltern dorthin übersiedelten. 1936 trat sie in
den Beruf einer Krankenschwester ein und ging als Schwesternschülerin in das zum
Roten Kreuz gehörende Clementinenhaus in Hannover, dessen Oberin die Tante Lüse
Oertzen gewesen war. Im Kriege war Anni mehrere Jahre in Frankreich als
DRK-Schwester eingesetzt. Nach ihrer Rückkehr im September 1945 ging sie nach
Mecklenburg hinüber und übernahm die Betreuung der Eltern, die sie in einer
Katenwohnung in Wilkenhagen vorfand. Von hier ist sie mit ihnen im Dezember 1945
nach Kirch-Grambow übergesiedelt und hat die Eltern bis zu deren Tode versorgt und
gepflegt. Dann erst ist sie in den Dienst des Clementinenhauses zurückgekehrt und
hat, nachdem sie in der Werner-Schule in Göttingen zur leitenden Schwester
ausgebildet worden war, die Medizinische Klinik in Göttingen als Oberschwester
übernommen. In dieser Stellung ist sie geblieben, bis sie Ende 1969 in den Ruhestand
trat und nach Wienhausen in das soeben vom Bruder Christian bezogene neue Haus
mit einzog. Sie mußte erleben, daß Christian wenig mehr als ein Jahr später starb, und
lebt nun mit dem inzwischen zu ihr gezogenen Bruder Andreas in diesem wohnlichen
Haus.
e) Andreas Berthold Ernst Eberhard, geboren als einziges der Kinder schon in
Wedendorf am 21. Jan. 1912. Besuch des Doberaner Gymnasiums von 1925 bis zum
Abitur 1932. Anschließend Medizinstudium bis zum Staatsexamen. Ab Nov. 1939
Soldat und sodann Truppenarzt an der Front, zuletzt als Stabsarzt. Andreas wurde als
einziger der Brüder verwundet und mit dem EK 1 ausgezeichnet. Er geriet in
amerikanische Gefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. Er fand zunächst
Unterschlupf beim Bruder Werner in Ebstorf und hat dann längere Jahre hindurch
Arztvertretungen in den verschiedensten Orten gemacht, bis er sich 1961 in
Langenhagen b. Hannover als Kinderarzt niederlassen konnte. 1976 hat er seine
Praxis abgegeben und lebt nun mit Anni zusammen in Wienhausen.
54. Andreas (a.d.H. Bernstorf). 1868-1945.
Werners jüngerer Sohn Andreas Christian August Bechtold Georg wurde am 14.
Okt. 1868 in Ludwigslust geboren. Er wuchs mit seinen Geschwistern in Bernstorf auf,
das der Vater 1872 übernahm. 1881 kam er mit Bruder Hermann auf das Gymnasium
Katharineum in Lübeck, 1882 auf das Gymnasium in Doberan, das er aber 1887 mit
Primareife verließ, um aktiver Offizier zu werden und als Fähnrich in das
Husaren-Regiment Nr. 10 in Stendal einzutreten. 1888 besuchte er die Kriegsschule in
Kassel und 1895-97 die Reitschule in Hannover. 1897 wurde er in das Regiment
Garde du Corps in Potsdam versetzt. Hier wurde er Offizier der Galawache im
kaiserlichen Schloß zu Berlin und war Vortänzer auf den Hofbällen, wo er bei seiner
eleganten und vornehmen Erscheinung eine sehr gute Figur gemacht haben muß.
1899 wurde er zur deutschen Botschaft nach Paris und anschließend für kurze Zeit
nach Rom kommandiert.