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Im Sommer 1677 starb Andreas Gottliebs Schwiegervater, der Kanzler Schütz.
Daraufhin ernannte der Herzog den 28-jährigen Andreas Gottlieb zu seinem
Nachfolger und Geheimen Rat, nachdem er praktisch schon über zwei Jahre dieses
Amt ausgefüllt hatte. Solange der Großvogt v. Hammerstein noch am Celler Hof tätig
war, stand Andreas Gottlieb in seiner Eigenschaft als Geheimer Rat neben diesem, der
ihm im Rang als älterer Geheimer Rat vorging.
Bald nach seiner Heirat wurde Andreas Gottlieb vom Herzog für einige Monate nach
Den Haag zu Wilhelm von Oranien geschickt, und im Mai 1676 ging es wieder in den
Krieg, erst gegen die Schweden, denen damals das Herzogtum Bremen gehörte,
wobei Stade und große Teile des Landes erobert wurden, dann wieder an den Rhein
gegen die Franzosen. Als die Winterquartiere bezogen werden mußten, schrieb
Andreas Gottlieb auch an die Riedesels, denen er wie anderen "Graf- und
Herrschaften, auch Städten der Wetterau und umliegenden Gütern" in einem Brief vom
16.10.1676 die Einquartierung von einigen „defatigierten Leuten" und Bagage
ankündigte. Er schreibt sehr genau, daß die Leute Mannszucht halten würden.
Mutwillen und "Exorbitantien" würden "exemplarisch" bestraft. Tatsächlich sind auch
keine Klagen über Ausschreitungen bekannt, die sonst damals oft vorkamen.
Als der Kaiser, Spanien und Holland 1678 den Frieden von Nimwegen mit Frankreich
schlossen und auch der Große Kurfürst 1679 den Frieden von St.Germain mit
Frankreich und Schweden schloß, mußte auch der Celler Herzog sich beeilen,
seinerseits Frieden mit Frankreich und vor allem mit Schweden zu schließen, dem er ja
seine bremen-verdenschen Gebiete großenteils weggenommen hatte.
Der Friedensschluß geschah sehr schnell und in aller Stille, so daß die Gesandten
Dänemarks und Kurbrandenburgs in Celle dabei nicht stören konnten. So hat Andreas
Gottlieb in einer Nacht des Januar 1679 in Sievershausen (ca. 30 km südlich von
Celle) mit dem französischen Gesandten Graf Rebenac und dem
schwedisch-bremischen Kanzler Pufendorf im Auftrag Georg-Wilhelms den Frieden
Celles mit Frankreich und Schweden geschlossen, durch den wenigstens ein Teil des
von Celle in Besitz genommenen Landes, nämlich das Amt Thedinghausen zwischen
Aller und Weser, gerettet werden konnte.
Nunmehr wandte sich Andreas Gottlieb der Lösung des Problems der
Wiedervereinigung von Celle mit Hannover zu. Der Celler Herzog Georg Wilhelm hatte
nur eine Tochter, sein Bruder, der Herzog Ernst August in Hannover, hatte einen Sohn,
den Erbprinzen Georg-Ludwig. Andreas Gottlieb brachte trotz seit Jahren bestehender
Spannungen zwischen beiden Häusern eine Heirat zwischen dem Erbprinzen und
seiner Kusine, der Prinzessin Sophie Dorothea von Celle zustande, wodurch beim
Tode Georg-Wilhelms Celle zu Hannover kommen mußte.
Für die beiden unmittelbar Betroffenen, Georg Ludwig, der mit der Erhebung
Hannovers zum Kurfürstentum 1692 Kurprinz wurde, und Sophie Dorothea, die sich
nicht liebten, hat diese Heirat allerdings keinen Segen gebracht. 1694 kam es zu der
bekannten Affäre Königsmarck, die mit der mysteriösen Ermordung Königsmarcks und
der Verbannung der Prinzessin nach Ahlden a.d.Aller als "Prinzessin von Ahlden“
endete. Andreas Gottlieb schreibt darüber nur: "anno 94 begab sich der casus mit der
Prinzessin Sophie Dorothee, wobei jedoch durch Gottes Gnade alle Mißverständnisse
im Hause verhütet und solches in völliger Union blieb." Die Nächstbeteiligten, die
Prinzessin und Königsmarck, blieben freilich von der so gesehenen Gnade Gottes