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Tod erhielt er zusätzlich noch ein Kapital von über 400.000 Mark. Aber schon 4
Jahre später, im März 1901, starb er im Alter von nur 19 Jahren.
2) Werner , geboren am 11. Apr. 1886 (Nr. 58).
Bechtolds Witwe Karoline blieb zunächst in Alt-Karin wohnen, zog aber später nach
Doberan, wo sie erst am 16. Okt. 1917, ihrem 74. Geburtstag, gestorben ist.
58. Werner (Alt-Karin). 1886-1967.
Werner Karl Ulrich Ernst August wurde am 11. Apr. 1886 in Alt-Karin geboren. Er
war erst 9 Jahre alt, als sein Vater starb. Mit 11 Jahren erbte er von seinem Großvater
Arthur ein Kapital von mehr als 800.000 Mark, die doppelte Summe als sein zur
Fideikornmißfolge in Alt-Karin berufener älterer Bruder. Aber als er 15 Jahre alt war,
starb auch dieser Bruder, und Werner war nunmehr selber Fideikommiß-herr auf
Alt-Karin.
Seiner Militärpflicht genügte er bei den 17. Dragonern in Ludwigslust. Am 8. Apr. 1921
heiratete er in Roschkowitz Kr. Kreuzberg/Schles. Ursula v. Cramon, geboren ebenda
am 2. Febr. 1900, Tochter von Bertram v. Cramon-Taubadel auf Hoschkowitz und
Susanne v. Jordan. Sie starb nach 10-jähriger Ehe im Alter von nur 31 Jahren am 5.
Febr. 1931 in Alt-Karin unter Hinterlassung von sechs unmündigen Kindern.
Im 2. Weltkrieg fand Werner als Rittmeister d.Res. in Heimatkarnmandos Verwendung.
Nach dem Kriege und dem Verlust Alt-Karins flüchtete er nach Gartow und fand hier
erst in der Försterei Rucksmoor und später im Haus Buchhorst in Gartow eine
Unterkunft. Hier lebte er, der einsame Witwer, sehr zurückgezogen und sich auf
primitivste Weise selbst versorgend.
Er war nach dem Zusammenbruch von 1945 zunächst das einzige Vorstands-mitglied
der Familienstiftung in Westdeutschland und übernahm stellvertretend das Amt des
senior familiae. Als Vetter Hermann dann 1946 in Mecklenburg gestorben war, wurde
Werner, da Gottlieb als lebensältester Bernstorff die Übernahme des Seniorats
ablehnte, zum Senior gewählt. Dieses Amt hat er 20 Jahre lang ausgeübt, bis im Jahre
1966 zunehmende Altersbeschwerden ihn veranlaßten, das Amt niederzulegen. Am 5.
Febr. 1967 ist er im Alter von 80 Jahren in Gartow gestorben und dort auf dem
Familienfriedhof begraben worden.
Werner war ein hochgebildeter Mann, der auch eine stark künstlerische Ader hatte. Er
hat sich mit einigem Erfolg dichterisch versucht. Seine literarischen Neigungen
kommen auch in den ungewöhnlichen Vornamen mehrerer seiner Kinder zum
Ausdruck. In Briefen und Notizen benutzte er gern für Worte oder Mitteilungen, die
Unbefugte nicht sollten lesen können, griechische Buchstaben. - Werner war auch ein
guter Reiter, der mit Passion Turniere geritten ist.