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kann es doch leicht sein, daß es sich hier um den vorgenannten Marquardus de
Bernardestorp handelt.
Wenn die Familie aus Niedersachsen gekommen ist, besteht eine gewisse
Wahrscheinlichkeit für Barnstorf a.d.Hunte Kr. Grafschaft Diepholz als unsere
ursprüngliche Heimat. Barnstorf a.d.Hunte wird urkundlich erstmals um 890 als
"Bernothingsthorpe“ erwähnt 5). Um 950 wird es als "Bernestorpe“ genannt 6) und
erscheint in den folgenden Jahrhunderten als Bernesdorpphe, Bernesdorphe,
Bernesdorpe, Bernesthorp, Bernestorp, Bernstorp 7) . Barnstorf kam Ende des 13.
Jahrhunderts als Lehen an die Edelherren von Diepholz. In einer Urkunde des
Edelherrn Johann von Diepholz vom 12.5.1412 wird Otto von Bernstorpe 8) genannt .
Und am 24.2.1462 stellt Albert von Barnstorppe eine Urkunde als Vogt zu Lemförde
aus 9). Vor allem aber erscheint in vielen Urkunden jener Zeit ein Hermann Bernstorp.
Der Edelherr Otto von Diepholz nennt ihn in einem Brief vom 4.4.1464 „unsen
gebornen undersathen unde knechte Herman van Bernstorppe" 10) . Ottos Bruder, der
Bischof Konrad von Osnabrück, schreibt in einem Brief vom gleichen Tage „Herman
Barnstorppe ... unse gheboren undersate"11), und Graf Moritz von Oldenburg und
Delmenhorst schließlich schreibt am 22.4.1464 „Herman Bernstorp ... unsere denere
und knecht" 12). Daraus geht hervor, daß Herman Bernstorp Angehöriger einer
ritterlichen Familie war, die in Barnstorf ihren Sitz hatte.
Der erwähnte Herman Bernstorp erscheint um 1450 als Bürger von Dorpat, von wo er
(vor 1453) als Gesandter nach Nowgorod geschickt wurde 13) . In Dorpat hatte er
alsdann einen Streit mit Otto von Dalen und dem Stift Durpat, der zu
Gewalttätigkeiten führte. Er entwich infolgedessen nach Lübeck und verfolgte von dort
aus sein vermeintliches Recht. Am 4.3.1460 fassen die livländischen Städte zu Walk
einen Beschluß wegen eines Streites über Ansprüche, die Herman Bernstorp gegen
Riga erhoben hat 14). Bischof Helmich Mallinkrode von Dorpat und der Ordensmeister
von Livland wünschten, daß er nach Dorpat komme, weil sie hofften, in gütlichen
Verhandlungen den Streit schlichten zu können, und sandten ihm daher über
Vermittlung des Lübecker Rates am 30.8.1461 einen Geleitbrief, in dem sie ihm
sicheres Geleit versprachen 15. Am 19.9.1461 übersandte unter Bezugnahme auf
vorstehenden Geleitbrief auch die Stadt Dorpat an die Stadt Lübeck einen Geleitbrief
für Herman Bernstorp, bat, denselben anzuhalten, nach Livland zu kommen, und
versprach, sie wolle sich ihrerseits bemühen, daß er mit seinem Gegner zu Eintracht
komme 16). Am 1.5.1462 bittet Dorpat die Stadt Lübeck, in Sachen Herman Bernstorp
die Dorpater Briefe abzuwarten 17). Am 3.5.1462 berichtet Bischof Helmich von Dorpat
der Stadt Lübeck über die Missetaten Herman Bernstorps (Gefangennahme des
5 Osnabr. Urk.Buch, Bd I, Nr. 57
6 a.a.0. I, 64
7 a.a.0. I, 116, 219, 236, 279, 418, III, 338; Diepholzer Urk.Buch Nr. 3
8 Oldenb. Urk. Buch Bd V Nr. 584 (Das Siegel des Otto van Bernstorpe ist leider abgefallen)
9 Im Staatsarchiv Hannover, leider auch ohne Siegel
10 Im Archiv zu Lübeck.
11 ebenda
12 ebenda
13 Liv-, Est-, Kurld. Urk. Buch Bd I, Nr. 561 = v. d. Ropp, Hanse-Rez. Bd II, 4 Nr. 181 u. Bd IV , S. 122
14 v. d. Ropp, Hanserezesse Bd IV , S. 529.
15 Liv-, Est-, Kurld.Urk.Buch Bd XII, Nr. 101
16 aa0 Nr. 108
17 aa0 Nr. 142