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nach Dänemark, wo er an der Nordküste Fünens großen Grundbesitz erwarb. König Friedrich
IV. von Dänemark erhob 1717 diesen Besitz zur Grafschaft Gyldensteen. Am 8.4.1720 wurde
daraus die Lehensgrafschaft Gyldensteen, bestehend aus den Gütern Gyldensteen,
Sandagergaard, Harritslevgaard, Jerstrup und Eriksholm. Ihr Besitzer wurde vom König zum
Grafen Gyldensteen gemacht.
Aus einer frühen Liaison mit einer Modekünstlerin aus der rue des merciers in Paris, der Straße
der Kurzwarenkaufleute, einer als besonders nobel geltenden Korporation außerhalb der
Zunftgesetze des Handwerks, hatte er einen 1687 geborenen Sohn Jean Henri. Zu einer Heirat
mit der Mutter kam es nicht, wahrscheinlich wegen der Flucht und der Verfolgung des Vaters
durch die französischen Behörden. Aber der Vater hat sich sehr um den Sohn, der den
unbelasteten Namen Desmercieres erhielt, und um dessen Ausbildung geküm-mert. Jean Henri
Desmercieres wurde eine überragende Persönlichkeit (vgl. A.W. Geerkens, Graf Desmercieres,
Christian Wolff Verlag Flensburg, 1960). Er war ein Finanzgenie und gründete mit seinem Vater
die Königliche Bank von Kopenhagen, deren erste Direktoren beide waren. Der gebürtige
Franzose wurde Dänischer Geh.Konferenzrat und schließlich in den dänischen Grafenstand
erhoben. Er war mit seinem Ministerkollegen Johann Hartwig Ernst Bernstorff befreundet, der,
wie bei dessen Darstellung erwähnt, durch seine Vermittlung seine Frau Caritas Emilie v.
Buchwald fand. Sein bleibendes Verdienst liegt darin, daß er wegbereitend für die Gewinnung
von Neuland durch Eindeichung an den Küsten wurde. Drei gute Köge von zusammen 1.500 ha
hat er in der Bredstedter Bucht in Schleswig-Holstein gewonnen. Er starb als reicher Mann und
Eigentümer der adeligen Güter Quarnbek, Rathmanndorf und Warleberg, die er zum
Fideikommiß machte. Von 1743 bis 1763 hatte ihm auch das später Reventlowsche
Emkendorf, das größte Gut Holsteins, gehört. Aber Gyldensteen wurde ihm von seinem Vater
nicht vererbt. Dieses erhielt vielmehr Graf Gyldensteens Tochter aus seiner 1701
geschlossenen Ehe mit Susanne Tester.
Diese 1702 geborene und 1767 gestorbene Tochter Marguerite heiratete Antoine Cassado
Duke de Monteleone, aus welcher Ehe zwei Töchter, Anne Françoise (g.1725, † 1761) und
Marguerite Françoise Isidore (g.1732, † 1752) v. Monteleone, hervorgingen. Die altere heiratete
den Grafen Heinrich Vl. Reuß. Sie erbte von ihrem Onkel Desmercieres dessen Güter und
Köge. Die jüngere heiratete Graf Eggerth Knuth auf Knuthenborg. Auf sie ging Gyldensteen
über. Ihr Sohn, wiederum Jean Henri, nannte sich Graf Knuth-Gyldensteen und heiratete Gräfin
Constance Alexandrine Cosel, eine Tochter August des Starken von Sachsen und der Gräfin
Constance Brockdorff-Depenau. Die Tochter aus dieser Ehe schließlich, Constance Friederike
Henriette Knuth-Gyldensteen, geboren zu Gyldensteen am 17. Dez. 1772, heiratete am 3. Aug.
1790, 17-jährig, Hans Bernstorff, und da Gyldensteen auch in weiblicher Linie vererblich war,
Knuthenborg dagegen nur in männlicher, erbte sie Gyldensteen und brachte es in die
Bernstorffsche Familie ein, während ihr Bruder Knuthenborg erhielt.
Aus der Ehe ging ein Sohn Andreas E r i c h Heinrich Ernst hervor, der am 21. Apr. 1791 in
Kopenhagen geboren wurde (s. Nr. 66). Wenige Wochen nach seiner Geburt war sein Vater
tot, der aber durch den Sohn der Stammvater des Zweiges Wotersen wurde.