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Mittwoch, d. 1. April, ging Lord Nelson mit seiner Division der dänischen DefensionsLinie
vorbey und legte zwischen Amak und Saltholm vor Anker. Gründonnerstag, 2. April,
merkwürdiger Tag!! 4-stündige Schlacht - die blutigste und hartnäckigste, so die Geschichte
liefert - so Ehrenvoll für die Dänen wie nur möglich.
8. bekam Christian (sein älterer Bruder, damals dänischer Außenminister) die Masern.
9. ward ein 14-wöchiger Waffenstillstand geschlossen, ungemein ungeschickt von Woltersdorf
abgefaßt."
In Verfolg des Waffenstillstandes mußte Christian Günther als Außenminister zu
Friedensverhandlungen nach England reisen. Friedrich, der ja gerade ein Jahr in England
gewesen war und die dortigen Verhältnisse kennengelernt hatte, begleitete ihn. Am 24. Mai
verließen sie Schloß Bernstorff, "um nach Old England zu reisen". Die Reise ging langsam. Am
ersten Tage kamen sie bis Nyborg, am zweiten bis Trolleburg. Zwei Tage später reisten sie
nach Windeby und Knoop (Baudissins) weiter. Am 29. ging es nach Rastorf zu Rantzaus, am
30. nach Salzau, am 31. über Plön nach Segeberg. Am 1. Juni reisten sie nach Hamburg, aber
erst am 6. ging es weiter nach Stade, am 7. segelten sie "mit sehr mittelmäßigem Winde" nach
Cuxhaven, und am 11. kamen sie endlich in Jarmouth an, von wo sie am 13. London
erreichten. Insgesamt waren sie also 20 Tage unterwegs. - Sie blieben 6 Wochen in England,
und Friedrich berichtet von zahllosen Fahrten oder Ritten zu verschiedenen Schlössern und
Parks und zu Essen bei einer Reihe von Lords. Von den eigentlichen Verhandlungen enthält
das Tagebuch nichts.
Am 1. August verließen sie London; "daß wir nicht mehr vom schönen Lande sahen, thut mir
sehr leid, London war ich nun aber hertzlich müde". Am 3. August notiert Friedrich, daß er das
Podagra bekam. Also auch er wurde von diesem Familienübel befallen! Am 5. abends kamen
sie "bey Holland" an, konnten aber nicht vor dem anderen Morgen "debarquiren". Am 6. waren
sie dann in Rotterdam, am 7. im Haag, am 9. in Utrecht ("mein Podagra war sehr unbequem").
Von dort ging es über Münster (Stolbergs), Osnabrück nach Hannover, wo die Brüder den
Vetter Ernst trafen und seine ihm kurz vorher angetraute Frau Amerika kennenlernten, die
ihnen "sehr gefiel", und weiter über Celle nach Dreilützow, wo sie am 19. ankamen und "vom
Onkel", also Joachim Bechtold, sehr freundlich empfangen wurden. Am 21. August reisten sie
über Lübeck, Stintenburg nach Norden. Die Rückreise dauerte also noch länger als die
Hinreise. Es waren gemächlichere Zeiten. Überall wurden unterwegs Freunde und Verwandte
besucht, und das Leben floß in breiter Fülle dahin.
In diesen Jahren ging Friedrich - er war ja auch schon bald 30 - auf Freiersfüßen. Wiederholt
enthält sein Tagebuch Notizen darüber, daß er sich in verschiedene junge Damen des
holsteinischen Adels verliebt hatte. Am 18. Juli 1802 berichtet er dann, als er in Pyrmont (wohl
wegen seines Podagras) war, daß abends "die Schwestern de Ham.” angekommen seien, "die
mir sehr gefielen". Schon am 22. heißt es, "diese jungen Mädels gefallen mir außerordentlich",
... "sie sind gantz so, wie man sich Mädchen wünschen muß. Schade, daß sie nicht 3 Wochen
früher kamen".