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Friedrich und seine Familie konnten zunächst noch nicht nach Dreilützow zurück. Denn dieses
hatte unter dem Kriege furchtbar gelitten. Fast alles war von den Franzosen weggeschleppt
worden. Friedrich zog daher zunächst nach Hildesheim, wo die Equorder offenbar im Winter
lebten. Denn Nandine schreibt von ihrer Freude, dort mit ihrem Vater (ihre Mutter war schon,
bevor Nandine heiratete, 1796 gestorben) und ihren Geschwistern vereint zu sein. Am 23.
November 1807 schreibt Friedrich an seine Schwester Luise Reventlow: “Mit unserer Wohnung
sind wir in jeder Rücksicht sehr zufrieden, sie vereinigt alles, was wir nach unsern Bedürfnissen
nur wünschen konten. Wir fanden in Han. gleich eine Köchin, die mit einer Magd aus 3Lützow
zugleich eintraf, so daß unsere Wirtschaft den 3ten Tag in vollem Gange, nun schon in
gehöriger Ordnung ist. Endlich wieder unsern eignen Haerdt zu haben, macht uns sehr
glücklich, und verbreitet Behagen und Zufriedenheit über unser ganzes Haus."
"Wir leben still und häuslich", schreibt Nandine am 4. Dezember 1807, "gewöhnlich alle Abende
mit papa und den Geschwistern zusammn, 2 mahl die Woche sind sie bey uns, und 2 mahl
essen wir die Woche bey ihnen." Sie berichtet, daß Friedrich oft mit ihrem Vater, einem alten
Domherrn Graf Balderbusch, und einem ihrer Brüder eine Partie Whist spiele. „Wir Übrigen
spielen Schach à quatre, musiciren oder schwatzen zusammen - spatzieren gehen thun wir
gewöhnlich zusammen, über-haupt haben wir unseren Tag sehr besetzt. Denke Dir, Fritz nimmt
lateinische Stunde u. studiert überhaupt sehr fleißig - ich, wenn die Kinder mich nicht abhalten,
beschäftige mich auch recht viel - alle Tage muß ich Fritzen meine englische Übersetzung
überreichen, und dann lese ich Attala (?) in Englisch und den Plutarch in Französisch, aber
leider in der alten Übersetzung, weil ich die neue hier durchaus nicht bekommen kann - dann
nehme ich Musikstunden ...“.
Der Aufenthalt in Hildesheim dauerte aber nur den Winter über. Den Sommer 1808 verbrachte
die Familie in Equord, und zum Winter ging es dann endlich wieder nach Dreilützow; der Sohn
Albrecht ist im März 1809 dann als erstes der Kinder dort geboren worden. Ob Friedrich
eigentlich Dreilützow für den Bruder verwaltet hat, vor allem nachdem der Gartower Onkel
Joachim Bechtold 1807 gestorben war, der sich, wie wir wissen, viel um Dreilützow gekümmert
hatte und viel dort war, läßt sich nicht feststellen. Jedenfalls hat er von Dreilützow aus seine
Übersiedelung nach Stintenburg vorbereitet, das nach langen Schwierigkeiten aus der Pacht
zurück-genommen werden konnte. Die Schwierigkeiten begannen dann aber erst recht
eigentlich. Denn der Pächter hatte dort alles verfallen lassen, und Friedrich entschloß sich
daher, das vom Großonkel Johann Hartwig Ernst erbaute große vierflügelige Schloß mit
Innenhof abzureißen und ein neues einfacheres und schlichtes Landhaus zu errichten, wie es
jetzt in Stintenburg in gut empfundener Anpassung an die Park- und Seenlandschaft steht.
Dieser Bau dauerte natürlich seine Zeit, und so konnte Friedrich erst im Herbst 1818 mit
Nandine und den Kindern , deren Zahl inzwischen auf 6 angewachsen war, nach Stintenburg
übersiedeln; nur die jüngste Tochter Emma wurde erst hier geboren.
In die Jahre vor der Übersiedelung nach Stintenburg fällt ein Besuch Friedrichs, der
lauenburgischer Landrat war, mit einer