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in Wittenburg den Unterricht. 1818 kam ein Hofmeister Schreiber. Hermann war jetzt mit 14
Jahren fast so groß wie die Mutter, dabei stark und kräftig, und hatte eine völlig
ausgewachsene Figur. In diesem Jahr erfolgte die Übersiedelung nach Stintenburg. Hermann
bekam jetzt eine Flinte und schoß seinen ersten Hasen. Im nächsten Jahr kam wieder ein -
sehr mittelmäßiger - Hofmeister König aus Göttingen.
Bei Hermann entwickelte sich jetzt seine große Leidenschaft für die Jagd. über die seine Mutter
in den folgenden Jahren oft bitter klagt, weil Hermann für nichts anderes Interesse habe und
seine Gedanken sich ausschließlich um die Jagd drehen. Er spielte, wie Nandine schreibt, viel
zu früh, mit 15 Jahren schon ganz den Erwachsenen. Er ist jetzt bedeutend größer als seine
Mutter, und in der Ernte ist er mit einem vollen Gespann von 4 Pferden beim Einfahren dabei.
Am 29. Sept. 1820 wurde der nun 16-Jährige in der Kirche in Lassahn konfirmiert, und damit
endete seine sorglose Kinderzeit.
Anfang Oktober 1820 kam Hermann auf das Gymnasium nach Lübeck, wo er zwei Jahre
bleiben sollte, von wo er aber schon nach einem Jahr zurückgeholt wurde, weil es gar nicht
ging. Erstens hatte er fürchterliches Heimweh; seine noch erhaltenen Briefe aus jener Zeit sind
voll von der ihn erfüllenden Sehnsucht nach Hause. "Wenn ich ausgehe, so gehe ich immer
aus dem Mühlenthore hinaus, um euch doch etwas näher zu kommen, und sehe dann
wenigstens den Weg. der zu euch führt." Es ging aber auch mit der Schule nicht in Lübeck. Der
Direktor wurde immer unzufriedener mit ihm "durch Hermanns völligen Mangel an Fleiß." Es
wurde aber offenbar auch außerordentlich viel verlangt, jedenfalls aus Hermanns Sicht. Einmal
schreibt er, daß er sich gar nicht wohl fühle, fürchterlichen Schnupfen und Kopfweh habe,
"wahrscheinlich, weil ich fast garnicht mehr an die Luft komme. Freytag habe ich gearbeitet von
des Morgens um 7 bis Abends um 10 ununter-brochen fort, das Essen ausgenommen, und
gestern am Sonntag Abend schrieb ich bis 12 Uhr des Nachts, und das schlimmste kömmt
noch, nun kommen noch die Aufsätze, die Deklamationen, die Repetitionen, die Privatstunden
in Latein, wo ich auch zu arbeiten kriege, und die Musikstunden, ich weiß nicht, wie das werden
soll."
Hermann erhielt offenbar Klavierstunden; es ist von der Anmietung eines Klaviers und sogar
von einem Kauf die Rede. Hermann ließ sich aber aus Stintenburg auch seine Violine kommen,
spielte also offenbar auch Geige. Und wenig später bat er auch um seine Gitarre! In der
musischen Richtung liegt auch seine Freude am Tanzen, von der wiederholt die Rede ist.
Gegenüber Hermanns Schilderung seiner Arbeitslast klagt die Mutter aber auch darüber, daß
Hermann sich als neuer Passion dem Billardspiel zugewandt habe. Während Nandine in
Lübeck war, ließ er sie 4 Stunden auf ihn warten, weil er seiner "grenzenlosen Billardpassion"
nicht widerstehen konnte. Er machte beim Billard auch über 10 Thaler Schulden, die Nandine
bezahlte, weil der Vater nichts davon wissen durfte. "Das Billard und die Komedie", schreibt
Nandine, "sind 2 große Klippen für ihn, die .... ihn vom Studium abhalten" ... "Die Kraft des
Wollens fehlte, und nach u. nach vertiefte er sich dermaßen .... (in seine Billardpassion), u.
gewöhnte sich dermaßen mehr u. mehr