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am Herumschlendern u. nichts Thun, daß ein längeres Bleiben dort ihm in jeder Hinsicht nur
schaden könte.“
Hermann hatte in Lübeck anfangs beim Direktor, nachher beim Procurator Carstens gewohnt.
Nandine klagt, er fröre dort immer und behaupte, nie satt zu sein, was Nandine etwas ändern
konnte. Die Unterbringung war dem gegenüber aus unserer Sicht sehr vornehm. Er hatte zwei
Zimmer, die Schlafkammer war allerdings unheizbar, und es wurde auch ein "Kerl" gefunden,
schreibt Hermann, "der des Morgens um 6 Uhr kömmt, einheizt, mich weckt und mein Zeug
putzt."
Nur mit Staunen lesen wir in einem Brief des 16-jährigen Hermann vorn März 1821 an seine
Mutter: "Ich erzürnte mich gestern mit einem, er forderte mich auf Pistolen, das wollte ich nicht,
weil ich den ersten Schuß hatte, sondern forderte ihn auf Rapiere, das wollte er aber nicht, weil
ich besser schlage wie er, und so haben wir es wieder gütig beygelegt.“!
Hermann kam nun Michaelis 1821 wieder nach Hause und wurde hier privat unterrichtet; ein
neuer Hofmeister wird allerdings nicht genannt. In dieser Zeit klagt Nandine wieder über die
hemmungslose Jagdleidenschaft des Sohnes; nur in Dingen der Jagd zeigt er wahren Eifer.
Von einer Ablegung des Abiturs erfahren wir nichts; aber zum Sommersemester 1823 bezog
Hermann die Universität Kiel. Eigentlich sollte er Jura studieren. Er setzte aber seinen Willen
durch, Forst-wissenschaft zu studieren, ein Studium, dem allerdings Kameralwissenschaft und
allgemeine Bildung hinzugefügt wurden.
In Kiel blieb Hermann 2 Semester. Zum Sommersemester 1824 ging er nach Tharandt auf die
Forstakademie. Hier blieb er 2 Jahre und ging sodann für 2 Jahre zum Studium nach Berlin,
worüber die Mutter beruhigt war. In Tharandt sah sie schlechte Einflüsse auf Hermann
einwirken; die alles tötende Jagdleidenschaft hemme noch jede wünschenswerte Entwicklung.
"Ach, und er hat so viele glückliche Anlagen."
Anschließend an die beiden Berliner Jahre - damals war der Onkel, Christian preußischer
Außenminister und konnte sich um den Neffen kümmern - sehen wir Hermann im Jahre 1828
als Jagdjunker in Ludwigslust. Im Jahre 1829/30 machte er eine einjährige große Reise,
gewissermaßen eine tour d'europe, über Berlin, Wien, wo er den Winter beim Onkel Joachim
blieb, durch das nördliche Italien, die Schweiz nach Paris, Bordeaux und wieder Paris, von wo
er am 10. März 1830 zurückkehrte.
Die folgenden Jahre lebte er teils in Ludwigslust, teils zu Hause in Stintenburg und teils in
Dreilützow. Dorthin zog er im Januar 1834 ganz, um dort die Landwirtschaft zu übernehmen. In
dieser Zeit lernte er in Ludwigslust die Hofdame Frieda v. Rantzau kennen, die am 23. Juli 1812
in Testorf geborene Tochter des großherzogl. meckl. Oberforstmeisters Adolf v. Rantzau und
der Auguste v. Graevenitz, mit der er sich am 27. Apr. 1835 verlobte. Nandine schreibt, sie alle
seien damit sehr zufrieden gewesen, denn die Braut sei ein sehr liebenswürdiges, vortrefflich
erzogenes und allgemein geachtetes Mädchen. Am 5. März 1836 fand in Testorf (südwestlich
des Schalsees) bei den Schwiegereltern die Hochzeit statt.