Seite 326
Noch vor Christian Günthers Tod hatte Albrecht eine Ernennung als Legations-sekretär nach
Holland erhalten. Eigentlich hatte er nach Kopenhagen gehen sollen. Aber Christian Günther
hatte ihm davon abgeraten und gesagt: "Du bist noch viel zu sehr Däne, um am dänischen Hof
als Vertreter einer fremden, leicht mit dem dänischen Interesse in Widerspruch stehenden
Macht auftreten zu können." Ein Jahr später ging Albrecht als Legationssekretär nach
München. Hier erkrankte er, zum Glück nur leicht, an Cholera. Aber er war so elend, daß er
wochenlang das Zimmer nicht verlassen konnte, und brauchte trotz sonst starker Natur, lange
Zeit, um die Folgen der Krankheit zu überwinden, ja er hat die Vollkraft seiner Gesundheit
seitdem nie wieder ganz erreicht.
Im Herbst 1837 wurde der nun 28-Jährige als Legationsrat nach Petersburg an den Hof Kaiser
Nikolaus I. geschickt. Der Kaiser und die Kaiserin Charlotte, eine Tochter Friedrich Wilhelms III.
von Preußen und der Königin Luise, zeichneten den jungen preussischen Diplomaten sehr aus;
man bat ihn oft zu intimen Familienabenden, bei denen es sehr heiter und unbefangen zuging.
Albrecht erzählte, daß einmal bei einem Gesellschaftsspiel der Kaiser auf seinem Schoß
gesessen habe. Sehr ungern ließen die Majestäten ihn schon im nächsten Jahr wieder gehen
und versuchten sogar vergeblich, die Versetzung rückgängig zu machen. Aber Albrecht wurde
im Januar 1838 nach Paris versetzt und reiste in ununterbrochener Fahrt, teils im Schlitten, teils
im Wagen, von Petersburg nach Berlin. Als er von dort zu kurzem Aufenthalt nach Stintenburg
fuhr, erreichte ihn unterwegs in Perleberg die Nachricht vom Tode seines Vaters.
Albrecht und Hermann mußten nun zunächst Ordnung in die wirtschaftlichen Verhältnisse
Dreilützows und Stintenburgs bringen, weil der Vater erhebliche Schulden hinterlassen hatte.
Da nun Hermann Dreilützow seit Jahren mit Energie und unter großen Opfern bewirtschaftet
hatte und da Dreilützow dringend der ständigen Anwesenheit des Besitzers bedurfte, einigten
sich die Brüder, wie schon bei Hermanns Lebensbeschreibung erwähnt, darauf daß Hermann
nicht das eigentlich ihm zugedachte väterliche Stintenburg, sondern Dreilützow zu eigen
übernahm, während Albrecht Stintenburg erhielt, dessen Bewirtschaftung unproble-matischer
und das als Besitz eines Nichtlandwirts und Diplomaten geeigneter war. Außerdem liebte
Albrecht das besonders reizvoll gelegene Stintenburg, über dem ein Hauch von Poesie
schwebte, ganz besonders.
Auch die Pariser Zeit dauerte nur 2 Jahre, aber sie brachte eine Entscheidung für Albrechts
Leben, indem er dort seine Lebensgefährtin Anna v. Koenneritz (Bild) fand, die am 23. Mai
1821 in Dresden geborene Tochter des sächsischen Gesandten Frhrn. v. Koenneritz und der
Freiin Luise v. Werthern. Auch das Koenneritzsche Haus war von echter schlichter Frömmigkeit
geprägt. Albrecht schreibt seiner Mutter: "Es ist mir überhaupt eine unbeschreibliche
Beruhigung, ein religiös erzogenes Mädchen bekommen zu haben. Ein anderes hätte ich um
keinen Preis der Welt haben mögen, und ohne die Gewißheit zu haben, hätte ich mich nie
entschließen können zu heiraten". Am 21. Juli 1839 fand die Hochzeit auf dem
Koenneritzschen Gut Erdmannsdorf i. Sachsen statt.