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g) Johann Heinrich Andreas Hermann Albrecht, geboren in London am 14. Nov. 1862
(Nr. 80).
Im Jahre 1845 wurde Albrecht Gesandter in München. Er hatte es dort nicht leicht, weil ihm als
betont protestantischem Christen der Ruf eines Katholikenhassers voraus ging, so daß sogar
der bayrische König Ludwig I., ein Schwager Friedrich Wilhelms IV., bei der Antrittsaudienz
eine gereizte Rede an ihn hielt. Bei diesem Empfang ließ der König, scheinbar unabsichtlich,
das ihm von Albrecht überreichte Beglaubigungsschreiben fallen und wiederholte dies dreimal!
Das erste Mal hob Albrecht das Schreiben auf, nachher ließ er es liegen, so daß der König es
selber aufheben mußte. Gerade dieses Verhalten Albrechts aber hatte dem König imponiert,
und von da an hatte Albrecht im Gegensatz zu seinem Vorgänger Graf Dönhoff eine
angesehene und befriedigende Stellung in München.
Dort erlebte Albrecht die revolutionären Ereignisse des März 1848. Es wurde ihm schwer, jetzt
nicht in der Heimat zu sein. Er schreibt seiner Mutter: "Die Verfassungen von Lauenburg und
Mecklenburg werden schwerlich diese Krise überstehen, und ich würde der erste sein, der zu
einer vernünftigen Abänderung raten würde, damit sie nicht gewaltsam erzwungen werde, aber
ich fürchte namentlich die starre Einseitigkeit des Mecklenburgischen Adels", womit er recht
hatte. Auch in München hatte Albrecht schwere Augenblicke durchzustehen, in denen, wie er
schreibt, Mord, Brand, Plünderung und Krieg befürchtet wurden.
Albrecht stand vielen Reformideen durchaus freundlich gegenüber. Er gehörte nicht zu den
Reaktionären, die jede Reform ablehnten. Aber er war auch kein Liberaler, sondern durchaus
ein Konservativer. Er war erschüttert über die Nachrichten von den revolutionären Ereignissen
in Berlin. Er beklagte, daß der König nicht die Kraft gehabt habe, den begonnenen Kampf
gegen die Revolution durchzuhalten. Aber er schreibt auch, daß er sich längst auf das
entschiedenste in dem Sinne der neuen Richtung ausgesprochen habe; "und wenn meine
Ansichten Gehör gefunden hätten, so ständen wir diesen Augenblick anders da, insbesondere
habe ich eine Wiedergeburt Deutschlands im Sinne einer größeren Einheit und größeren
Stärke nach außen, ich könnte sagen, von Kind auf, fast leidenschaftlich gewünscht, und kein
Standesopfer würde mir, wenn dies wirklich erreicht zu werden vermöchte, zu groß sein. Daran
mitzuarbeiten, könnte daher nur mein sehnlichster Wunsch und meine aufrichtigste Freude
sein. Die Leute, die uns ins Unglück gestürzt haben, haben ihr Teil erhalten. Ihre Politik habe
ich stets getadelt."
Albrechts reformfreudige moderne politische Anschauungen führten dazu, daß das neue
aufgeschlossenere Ministerium ihm die Aufgabe eines preußischen Gesandten in Wien
übertrug, den er als den vielleicht wichtigsten Posten ansah. Er reiste im Mai 1848 mit seiner
Familie - seine Frau erwartete ihr zweites Kind in zwei Tagereisen nach Straubing und von da
zwei halbe Tage mit dem Dampfboot nach Wien. Manche hatten ihn gewarnt, daß er der neuen
preußischen Regierung nicht dienen könne. Er war aber entschieden der entgegengesetzten
Meinung und fand es "doppelt notwendig, daß die Gutgesinnten sich nicht zurückziehen und
den anderen das Regiment überlassen; ich finde es im Gegenteil Pflicht, daß jeder, der die
Kraft dazu hat, sich der