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nichtdeutschen Österreich aus Deutschland. Albrecht wollte ein großes einheitliches Reich,
aber ein solches, in dem Preußen als die rein deutsche Großmacht die führende Rolle spielte.
Dieses engere deutsche Reich sollte sich dann mit Österreich zu einem größeren Bund
zusammenschließen (wie es dann später im Dreibund geschehen ist).
Der von der verfassungsgebenden Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche zum
Reichsverweser gewählte Erzherzog Johann bildete eine -,provisorische Reichsregierung“.
"Reichsminister der Auswärtigen Angelegen-heiten" wurde Albrechts Schwiegervater, der
Sachse Koenneritz, nachdem man ursprünglich dieses Amt Albrecht zugedacht gehabt hatte.
Im August 1848 kehrte der Kaiser von Innsbruck nach Wien zurück und übernahm wieder die
Regierung. Für Albrecht, der bis dahin viel zwischen Innsbruck und Wien hatte hin und her
reisen müssen, begann dadurch ein ruhigeres Leben. Gegen Jahresende konnte er auch
wieder das Botschaftsgebäude in Wien beziehen, nachdem er bis dahin vor den Toren der
Stadt in Hietzing gewohnt hatte. Mehrere Granaten waren im Hof und in den SaIons der
Botschaft eingeschlagen, auch Brandgranaten hatten bedeutenden Schaden angerichtet. Das
Archiv hatte noch gerade in den Keller gerettet werden können.
Es begann nun eine Zeit sehr kontroverser Vorstellungen Österreichs und Preußens über die
politische Gestaltung Deutschlands. Der leitende Gedanke der Schwarzenbergschen Politik
war, eine Machtvergrößerung Preußens um jeden Preis zu verhindern. Albrecht hatte dadurch
eine besonders schwierige Stellung, daß König Friedrich Wilhelm IV. romantischen
Vorstellungen des alten Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nachhing und bereit
war, dem Kaiser in Wien die Krone dieses Reiches wieder zuzugestehen, was seine Minister im
Interesse Preußens keinesfalls wollten. Albrecht hatte jahrelang ein erbittertes und
aufreibendes Ringen mit dem verschlagenen Fürsten Schwarzenberg, dem Nach-folger
Metternichs, zu führen.
Als von Österreich eine Zustimmung zu einem engeren Bund der kleineren deutschen Staaten
unter preußischer Führung nicht zu erreichen war, gelang Albrecht am 30.9.1849 eine
Konvention mit Österreich, derzufolge Österreich und Preußen in völliger Gleichberechtigung
die interimistische Zentralgewalt in Deutschland übernahmen, wobei Österreich auf den
ständigen Vorsitz in der Zentralkommission verzichtete. Albrecht sah die Lage realpolitisch:
"Der nackten Tatsache der Teilung der Macht in Deutschland zwischen den beiden
Großmächten die legale Form zu leihen, schien mir nicht nur damals, sondern scheint mir auch
noch heute das einzige Praktische und Ausführbare“, schrieb er zwei Monate später.
Der Streit zwischen Preußen und Österreich ging aber weiter. Als ein Krieg kaum mehr
vermeidbar zu sein schien, erreichte Albrecht Schwarzenbergs Einwilligung zu einer
Zusammenkunft in Olmütz. Zu ihr wurde Albrecht aber nicht zugezogen, er hat an der für
Preußen ungünstigen “Olmützer Punkation” vom 29. Nov. 1850 daher nicht mitgewirkt. Die
gespannte, geradezu brisante Lage, in der sich Preußen vor der Konferenz von Olmütz befand,