Seite 337
Inzwischen trieben die Dinge im Verhältnis zu Österreich der kriegerischen Entscheidung zu.
Wiederum erhitzte sich die öffentliche Meinung in England, so daß Albrecht sich wie in
Feindesland vorkam. Er trat aber gegenüber den englischen Ministern und der öffentlichen
Meinung mit Wärme und Festigkeit für die Bismarcksche Politik ein. England sah dem Kriege
gegen Österreich dann zwar mit antipreußischer Animosität, aber doch neutral zu.
Das Ergebnis des 1866er Krieges war die Gründung des Norddeutschen Bundes, die Albrecht
natürlich sehr begrüßte. Er schrieb damals seinem Bruder Hermann nach Dreilützow: "Ein
mecklenburgischer, lauenburgischer, hessischer, ja hannoverischer Patriotismus ist mir
vollkommen unverständlich, und ich habe nie einen anderen als einen deutschen Patriotismus
gekannt." Allerdings sei es sonnenklar, "daß nur durch Preußen Deutschland wieder mächtig,
geehrt und geachtet unter den anderen großen Nationen der Erde werden kann und wird". ....
"Gott sei Dank, daß .... ich dies noch erlebt habe."
Albrecht wurde nun "doppelter" Botschafter, einmal für Preußen und sodann für den
Norddeutschen Bund. Wiederum kam es zu einer Konferenz in London, auf der Albrecht nun
sowohl Preußen wie den Norddeutschen Bund zu vertreten hatte.
Als dann 1870 der Krieg gegen Frankreich sich abzuzeichnen begann, begrüßte Albrecht auch
diesen Krieg mit Begeisterung, weil er fühlte, daß damit die Epoche der deutschen
Zerrissenheit zu Ende gehe und daß die deutsche Einheit jetzt oder nie entstehen müsse. Dies
mal war auch die Stimmung der öffentlichen Meinung in England zunächst wohlwollender, und
Albrecht bemühte sich auch nach Kräften, auf die englische Presse Einfluß zu nehmen. Nach
Sedan aber schlug die Stimmung in England stark zu Gunsten Frankreichs um, weil Frankreich
den Engländern leid tat. Man hatte Mitleid mit Paris und wollte Frankreich nicht zu sehr
gedemütigt sehen.
Da die Kaiserin Eugénie nach England geflohen war, begannen in England Verhandlungen
über die Beendigung des Krieges, die Albrecht zu führen hatte. Der schließlich zustande
gekommene Friede und die Gründung des deutschen Reiches in Versailles am 18. Jan. 1871
erfüllten Albrecht mit solcher Begeisterung, daß er, ohne eine Weisung der Regierung
abzuwarten, entschied, daß die Botschaft sich sofort "Kaiserlich deutsche Botschaft" nennen
solle. Übrigens bedauerte er, daß der Kaiser den Titel "Deutscher Kaiser" führe; man hätte
"ganz einfach und natürlich" ... "Der Kaiser von Deutschland" sagen sollen, denn das sei König
Wilhelm, und zwar mit mehr Macht, als irgend ein früherer Kaiser gehabt habe.
Rußland benutzte den deutsch-französischen Krieg von 1870 zur Kündigung des Friedens von
Paris aus dem Jahre 1856, der den Krim-Krieg beendet hatte. Es kam nun zur sogenannten
Pontuskonferenz in London im Frühjahr 1871, auf der Albrecht eine außerordentlich schwierige
Vermittlerrolle spielte. Er schreibt darüber nach Abschluß im März 1871: "es hat mich
furchtbare Arbeit gekostet, durch vertrauliche Verhandlungen mit allen einzelnen
Bevollmächtigten, ausgenommen die Franzosen, sämtliche Vertreter unter einen Hut zu
bringen. Zuletzt habe ich