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einen fertigen Vertragsentwurf an Lord Granville gegeben, welcher in einer vertraulichen
Sitzung bei ihm von allen angenommen und am folgenden Tage in der 5. Konferenzsitzung
unterzeichnet wurde", wobei absichtlich Albrechts Urheberschaft verschwiegen wurde.
Kaiser Wilhelm erkannte Albrechts Leistungen als Botschafter in London in den schwierigen
Zeiten der verschiedenen Kriege gegenüber der meistens recht feindseligen Stimmung der
englischen Regierung und der öffentlichen Meinung in England als besonders verdienstvoll an.
Als im Juli 1871 der Kronprinz und die Kronprinzessin London besuchten, brachte der
Kronprinz für Albrecht den ihm vom König verliehenen Schwarzen-Adler-Orden, Preußens
höchste Auszeichnung, mit folgendem handgeschriebenen Brief des Königs vom 4. Juli 1871
mit:
"Sie haben seit einer langen Reihe von Jahren dem Vaterlande und mir so ausgezeichnete
Dienste geleistet, aber namentlich während des letzten Krieges durch Ihre Haltung dem
englischen Gouvernement gegenüber, nicht minder in der Konferenz in der Pontus-Frage sich
einen ganz besonderen Anspruch auf meine Anerkennung und meinen Dank erworben, daß ich
Ihnen beides nicht besser auszusprechen vermag, als indem ich Ihnen meinen hohen Orden
des Schwarzen Adlers verleihe.
Mögen Sie denselben noch lange zur Ehre des Vaterlandes und Ihrer selbst in meinem Dienste
tragen.
Ihr wohlgeneigter König Wilhelm."
Albrecht schreibt darüber an seinen Bruder Hermann: “Eine solche Anerkennung und ein
solcher Dank nach einer so schweren und großen Zeit, wie das eben verflossene Jahr, ist mir
lieber und mehr wert, als hätte ich den Schwarzen- Adler-Orden jahrelang früher erhalten. Ich
habe jetzt keine irdische Herrlichkeit mehr zu erwarten noch zu wünschen; freue mich aber,
meinen Kindern und Nachkommen ein Zeugnis dafür hinterlassen zu können, daß ich in einer
langen dienstlichen Laufbahn meine Pflicht getan habe.“
Der zuletzt ausgesprochene Wunsch des Königs ging leider nicht in Erfüllung. Albrecht hatte
wohl auch selbst das Gefühl, nun sein Lebenswerk vollbracht zu haben. Er blieb zwar noch im
Dienst und bemühte sich weiterhin, für eine Wiederannäherung von England und Deutschland
nach den Verstimmungen des französischen Krieges zu wirken. Aber sein Leben neigte sich
seinem Ende zu, und am 26. März 1873 starb er in London nach mehrmonatigem
Krankenlager, wenige Tage nach seinem 64. Geburtstag.
Er wurde nicht nur in Deutschland, sondern auch von den Engländern aufrichtig betrauert. Die
"Times" schrieb, er sei von den ersten Anfängen seiner Laufbahn an dem Grundsatz gefolgt,
daß die beste Waffe des modernen Staatsmannes die Wahrheit sei; daher hätten die Politiker
aller Parteilager in England zu ihm unbe-dingtes Vertrauen gehabt.
Albrechts Leiche wurde nach Stintenburg überführt, wo er auf dem Friedhof des Kirchdorfes
Lassahn seine letzte Ruhestätte gefunden hat. - Mit ihm war eine der bedeutendsten
Persönlichkeiten unserer Familie dahingegangen. Als Bismarck viele Jahre später einmal
gefragt wurde, wen er unter seinen diplomatischen