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An dieser Allianz, die eine größere Einheit der verschiedenen Denominationen des
Protestantismus und besonders ein engeres Verhältnis zwischen der anglikanischen und der
preußischen Landeskirche anstrebte, hatte auch König Friedrich Wilhelm IV. großes Interesse
und war Vater Albrecht sehr dankbar, daß er durch seine Beziehungen zu Sir Cullin Eardley
erreichte, daß die Allianz ihre Tagung 1856 nach Berlin legte. Der Verkehr im Hause des Sir
Culling Eardley mit den Andreas tief beeindruckenden Morgen-andachten und freien Gebeten
dieses frommen Mannes wurde für ihn der Anstoß, der seinem ganzen Leben Richtung gab.
Mit 15 Jahren schrieb er seine erste kleine Schrift, „Salvation by Faith" (Errettung durch
Glauben), die er selbst drucken ließ und der noch zwei andere kleine englische Traktate
folgten. Sir Culling Eardley schrieb den Eltern, als er den ersten Traktat gelesen hatte; "Ich
wünsche Ihnen Glück zu einem solchen Sohn, der seine Gefühle so nachdrücklich
auszusprechen versteht und imstande ist, die große Lehre, die alle wahren Christen vereinigt,
und vor der alle Unterschiede in nichts zusammenschrumpfen, so klar darzustellen." Im
nächsten Jahr begann er dann auch, deutsche Traktate zu schreiben, die ein Buchdrucker in
Sachsen druckte und herausgab. Inzwischen war Andreas nämlich zur Absolvierung der Prima
auf das Baggenbergersche Gymnasium nach Dresden gegeben worden, wo er in der Nähe der
in Erdmannsdorf lebenden Großeltern Koenneritz war .
In Dresden zeichnete sich der Primaner durch hervorragende Leistungen aus, so daß der
sächsische Minister für geistliche Angelegenheiten, v. Falkenstein, sich gesprächsweise einmal
bei der Großmutter Koenneritz nach dem "Besten aller Schüler" erkundigte.
Im Sommer 1861, also mit 17 Jahren, legte Andreas das Abiturienten-Examen ab. Nun trat die
Frage der Berufswahl an ihn heran. Mit 15 Jahren hatte er Pastor werden wollen. Denn er
wollte einen Beruf ergreifen, "in dem ich dem Evangelium aufs kräftigste dienen und nützen
kann, und dazu scheint mir die Diplomatie wenig geeignet." Vater Albrecht billigte diesen
Wunsch wenig und verlangte, daß Andreas erst 3 Jahre Jura studieren solle; danach werde er
die Einwilligung zum Studium der Theologie geben, falls Andreas das dann noch wünsche. So
studierte Andreas nun Rechtswissenschaft, und zwar die ersten 5 Semester in Berlin und das
6. Semester in Heidelberg. Im ersten Jahr konnte. er bei den Eltern in der Wilhelm-straße 76,
dem Außenministerium, wohnen, weil sein Vater preußischer Außen-minister geworden war.
Ehe er nach Heidelberg ging, hatte er an Tübingen oder Erlangen gedacht. Dann aber wählte
er Heidelberg, "wie ich bekennen muß, lediglich wegen seiner günstigen Eisenbahnlage" (!). Er
gehört zu den wenigen Studenten, die nicht gern in Heidelberg waren. Als er es verließ,
schreibt er "Mein Herz hüpft vor Freude .... und welch ein Festtag wird es sein, wenn ich den
letzten Staub dieses entsetzlichen Wesens von meinen Füßen schüttele. .... Die schöne Natur
ist sehr wenig ins Gewicht fallend, wenn man sonst in einer geistlichen Wüste leben muß."
"Daß ich während meines Studiums keinem Korps angehörte", schreibt er,