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wie er schreibt, auf dem Gericht in Charlottenburg, wo er damals als Referendar arbeitete,
meist erst gegen 12 Uhr, so daß er oft Mühe hatte, noch nach Berlin zum Anziehen und
rechtzeitig zu 3 oder 4 Uhr in das Schloß Charlottenburg zurückzukehren. Am 1. Juni 1865
wurde eine Pferdeeisenbahn zwischen Berlin und Charlottenburg eröffnet. Andreas empfand es
angenehm, den Weg bei der Hitze nicht zweimal täglich zu Fuß machen zu müssen.
Als Andreas Berlin verließ, hat er seine Aufenthalte als junger Diplomat in Dresden und Wien
dazu benutzt, auch hier an der Gründung von Sonntagsschulen zu arbeiten. Nach seiner
Rückkehr nach Berlin 1880 ging er dort gleich wieder in diese Arbeit und übernahm dort die
Leitung. Er zog sogar mit der Sonntagsschule in sein eigenes neues Haus Rauchstr. 5, wo er
im Keller einen großen Raum dafür einrichtete.
Später wurde Andreas zum Vorsitzenden des deutschen Sonntagsschulkomitees gewählt. Er
mißbilligte aber, daß die Sonntagsschule mit der Zeit verkirchlicht wurde, weil dadurch das
"freie Kind der christlichen Liebe zum Teil seines besten Schmucks beraubt" werde. "Denn statt
das Ziel festzuhalten, die Kinder zu Jesus zu führen, habe man sich zur Aufgabe gestellt, die
Kinder kirchlich zu gewöhnen". Es bürgerte sich damals auch für die Sonntagsschule der Name
Kindergottesdienst ein.
Andreas gehört über die Sonntagsschule zu den Gründern des Kindergottes-dienstes in
Deutschland. 1907 sollte das 25-jährige Jubiläum der Sonntags-schularbeit gefeiert werden. -
Es wurde nichts daraus, denn Andreas' Tod verhinderte die Abhaltung einer Jubelfeier. Ohne
ihn mochte niemand feiern.
Das zweite Gebiet christlicher Arbeit, auf dem Andreas sich einsetzte, war die bereits erwähnte
Evangelische Allianz, die für eine Einheit der Gläubigen wirkte, soweit das praktisch möglich
war. So waren zwar die beiden großen katholischen Kirchen ausgeschlossen, aber der
Mitarbeit einzelner Katholiken stand nichts im Wege. Andreas wirkte lange Jahre bei den
großen internationalen Tagungen der Allianz mit. Er gehörte schon seit den sechziger Jahren,
also schon als ganz junger Mensch, dem deutschen Allianz-Komitee an. Bald nach seiner
Rückkehr nach Berlin im Jahre 1880 wurde er Vorsitzender desselben und somit des
deutschen Zweiges der Allianz.
Ein weiteres Arbeitsfeld war das sogen. Spanische Komitee in Berlin. Im Herbst 1868 hatte die
Revolution in Spanien der Ausbreitung des Evangeliums freie Bahn geschaffen. Der Zug, mit
dem Königin Isabelle das Land verließ, brachte auf der Rückfahrt schon die protestantischen
Prediger ins Land. Andreas faßte für das Evangelisationswerk in Spanien Interesse. Er nahm
1869, nachdem er als Gerichtsassessor eingeführt worden war, einen mehrmonatigen Urlaub
und reiste als Beauftragter des Komitees nach Spanien, um zu klären, ob die evangelische
Bewegung in Spanien der Unterstützung würdig sei und wie dies am besten geschehen könne.
An einem Sonntag war er bei der Gräfin Montijo, der Mutter der Kaiserin Eugenie von
Frankreich, eingeladen. "Den übrigen Teil des Tages brachte ich in der Kirche zu", schreibt er,
"erlebte zwei Gottesdienste und die Sonntagsschule, es ist meist so voll, daß man eine Stunde
vor