Seite 347
Beginn da sein muß, um einen Platz zu erhalten." Die Beurteilung der spanischen Verhältnisse
durch Andreas führte zur Entsendung des Pastors Fritz Fliedner nach Madrid, der dort lange
Jahre sehr segensreich gewirkt hat. - Andreas wurde Vorsitzender des Spanischen Komitees in
Berlin und blieb es bis zuletzt.
Im Jahre 1883 wurde in Berlin der Christliche Verein Junger Männer gegründet, dessen
Präsident der Oberförster, spätere Forstmeister Eberhard v. Rothkirch, ein Freund von
Andreas, wurde. Andreas nahm mit großer Freude an dieser Arbeit teil. Lange Jahre war er
Vizepräsident des Vereins, eine Reihe von Jahren hielt er die Allgemeine Bibelstunde der
Mitglieder. Seine Frau wurde Vorsitzende des zuge-hörigen Damen-Komitees. Schon bald nach
der Gründung fand in Berlin die 10. internationale Konferenz der Jünglingsvereine statt, zu
deren Vorsitzenden Andreas bestimmt wurde. In der Folge trat der Berliner Christliche Verein
Junger Männer in den Verband der Jünglingsvereine, d.h. speziell in den ostdeutschen
Jünglingsbund ein, zu dessen Präses Andreas gewählt wurde. Als solcher nahm er an den
nationalen deutschen Konferenzen teil und wurde Mitglied des Nationalvorstandes. Er gehörte
auch dem internationalen Komitee an, wo er durch seine Sprachkennt-nisse vielfach nützliche
Dienste als Übersetzer leisten konnte.
In der gleichen Zeit wie der Christliche Verein Junger Männer entstand in Berlin auch die
Gemeinschaftsbewegung, der sich Andreas mit fast noch innigerer Anteil-nahme anschloß als
jenem. Es wurde am Wedding ein Haus als "Christliches Vereinshaus” gekauft und später ein
zweites in der Koppenstraße. Graf Eduard Pückler, der gerade sein Assessor-Examen gemacht
hatte, nahm seinen Abschied und widmete sich der christlichen Arbeit an denen, die durch den
Christlichen Verein Junger Männer gewonnen waren; er wurde so der erste Vertreter der
Gemeinschaftsbewegung in Berlin. Andreas hätte sie lieber "Evangelisations- und
Heiligungsbewegung" genannt. Sie entstand gleichzeitig und ohne gegenseitige Anregung irr
verschiedenen Teilen Deutschlands und hatte ihr zusammengefaßtes Hauptquartier in den
Gnadauer Konferenzen, die seit 1888 alle zwei Jahre stattfanden. Andreas gründete mit Graf
Pückler, Eberhard v. Rothkirch und Jaspar v. Oertzen aus Hamburg, mit denen er befreundet
war, diese Konferenzen in dem stillen Herrenhuter Dorf Gnadau. Mit den Jahren wurde aber
der Teilnehmerkreis so groß, daß die Konferenz nach Bad Elmen und dann nach Schönebeck
verlegt wurde; der Name Gnadauer Pfingstkonferenz wurde aber beibehalten. Von dieser
Konferenz gingen starke Impulse für die Gemeinschaftsbewegung aus, die an die Bewegung
des Pietismus und der Brüdergemeinde anknüpfte. Andreas stellte sich mit voller
Entschiedenheit in diese Bewegung, die zwar innerhalb der Kirche stand, aber doch
Selbständigkeit beanspruchte. "Die Abhaltung von Versammlungen von der Zustimmung des
Pastors abhängig zu machen, ist unmöglich", schreibt Andreas. "Dabei glaube ich doch nicht,
unkirchlich geworden zu sein. Ich halte doch jetzt die Bedeutung der Kirche nicht für gering im
Volksleben. Aber ich wünsche Freiheit der Bewegung. Der Pastor hat das selige Recht, Seelen
zu Jesu zu führen, aber er hat m.E. nicht das Recht, andere zu hindern, es auch zu tun."