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In Berlin hielt der Freundeskreis der Gemeinschaft regelmäßige Abende in den Häusern der
Beteiligten, auch im Bernstorffschen Hause, ab, auf denen sich bekannte Namen, wie die
Pastoren Israel, Krummacher und Burckhardt, überwiegend aber Laien, wie Graf Pückler,
Eberhard v. Rothkirch, Oberstleutnant v. Hassel u.a. trafen. Es kamen die Leiter der
Heilsarmee, lutherische Pastoren, Methodisten, Baptisten usw. Man lernte es, weite Herzen,
Verständnis für einander und Achtung vor der inneren Einstellung des Nächsten zu bekommen.
Durch diese Gemeinschaftsabende mit angeregt wurden Gebetsversammlungen, erst für
Reich- Gottes-Arbeiterinnen, zunächst bei Frl. v. Blücher, dann bei Frau v. Schultzendorff,
später auch gleiche Gebetsstunden für Reich-Gottes-Arbeiter, zu denen von Andreas
eingeladen wurde.
Im Bernstorffschen Hause verkehrten Männer aus aller Welt, welche die Interessen
Deutschlands auf ein jeweils spezielles christliches Werk zu richten bestrebt waren. wie
Fromme, Blumhardt, Fliedner, auch Amerikaner, Engländer usw. Die Unter-haltung wurde je
nach Bedürfnis englisch oder französisch geführt. Die Fülle der Bestrebungen und Arbeiten, für
die Andreas sich interessierte und einsetzte, ist erstaunlich, und es ist kaum zu begreifen, wie
er das alles geschafft hat; seine Arbeitskraft muß enorm gewesen sein. "Ich nahm die Arbeit
aus des Herrn Hand, wie sie mir zu Händen kam", schreibt er und sagt über weitere
Arbeitsgebiete: "In die Ostafrikanische Mission trat ich, weil ich mir damals den Vorwurf machte,
so gar nichts für die Heidenmission zu tun, die doch das erste Anrecht an das Herz der
Gläubigen haben muß. In den Verein Seemannsheim mußte ich gehen, um darin der Gräfin
Adeline Schimmelmann beizustehen". Hier war Andreas im Vorstand und betreute die beiden
Heime in Saßnitz und auf der Greifswalder Oie. In die deutsche Orientmission trat er unter dem
ihn tief ergreifenden Eindruck des Schicksals der armenischen Christen. Und er konnte auch
nicht nein sagen, als Pastor Burckhardt die Gründung eines Vereins zur Fürsorge für die
weibliche Jugend anstrebte. So hatte Andreas als Vorstandsmitglied entscheidenden Anteil an
der Gründung des bekannten Burckhardt-Hauses, zunächst der Marienheime in der
Borsigstraße 5, Marburgerstr. 4 und Tieckstraße 17. Er brachte auch seine Kusine Clara
Bernstorff aus Dreilützow (1838-1917) in die Berliner Stadtmission, wo sie als treue Freundin
Stöckers tätig war. In der Stadtmission wurde Andreas beratendes, im Jerusalemer Verein
Ehren-Mitglied. Auch im Moonschen Blindenverein war er Vorstandsmitglied. Daß er dem
Kirchgemeinderat angehörte, ist selbstverständlich; aber dieses Amt legte er nieder, weil es ihm
nicht gelungen war, in seiner "zerklüfteten Gemeinde (der Simeonsgemeinde) erfolgreich für
den Frieden zu wirken".
An einem schönen Sommerabend in Stintenburg kam das Gespräch auf alle Vereine, in denen
Andreas wirkte. Da entstanden folgende Reime der Freunde des Hauses:
"Den Vorsitz führt Graf Bernstorff jetzt
Von achtzehn wicht'gen Sachen,
Die ihm viel Kopfzerbrechen oft,
Doch mehr noch Freude machen.
Da sind die Sonntagsschulen erst,
Er kennt sie seit dem Keime,
Allianz, Gemeinschaft in Westend
Und zwei Marienheime!