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1907 fand die Konfirmation der Söhne Heinrich und Viktor im Eßzimmer des Berliner Hauses
durch Hofprediger Schniewindt statt. Am 20. April nötigte die zunehmende Wassersucht zu
einem Einschnitt, den er an sich gut überstand. Aber am nächsten Tage, dem Sonntag Jubilate,
dem 21. April 1907, fand er, nur 63 Jahre alt, einen sanften Tod.
Er wurde in der Gruft auf dem Lassahner Friedhof beigesetzt, die er nach dem Tode seiner
Eltern hatte erweitern lassen, um auch selber dort zu ruhen, - "falls der Herr nicht vorher
wiederkommt".
"Ein Großer in Israel ist dahingegangen“, hieß es in einem Nachruf nach seinem Tode, "einer
von den Männern, welcher unzertrennbar mit der Geschichte des Reiches Gottes in den letzten
drei Jahrzehnten verknüpft ist".
Seine Witwe überlebte ihn um mehr als 10 Jahre und starb erst am 22. März 1919 in Frankfurt
a.M.
77.. A l b r e c h t d. J. 1890-1945 ( Bild 2 )
(Literatur: Albrecht Bernstorff zum Gedächtnis. Herausgegeben von Gräfin Reventlow.
Privatdruck 1952; Kurt v. Stutterheim, Die Majestät des Gewissens, In memoriam Albrecht
Bernstorff. Mit einem Vorwort von Theodor Heuss, Hans Christians Verlag Hamburg 1962.)
Mit Albrecht, dem ältesten Sohn von Andreas, betritt eine Persönlichkeit die Bühne der
Zeitgeschichte, die zu den leuchtendsten Blüten am Stamm unserer Familie gehört. Er war der
vorerst letzte Bernstorff von staatsmännischem Format in einer Reihe von 7 solchen Männern,
die unsere Familie in 8 Generationen hervorgebracht hat, beginnend mit Andreas Gottlieb d.Ä.
und seinem Enkel Johann Hartwig Ernst, und dann folgend mit dessen Brudersohn Andreas
Peter und seinem Sohn Christian Günther, sodann dessen Brudersohn und seinem Sohn
Johann Heinrich, sowie schließlich nun dessen Brudersohn Albrecht d.J.
Albrecht Theodor Andreas wurde am 6. März 1890 in Berlin geboren. Er wuchs, wie wir
sahen, in einem sehr frommen, ganz von der Religion erfüllten und im Dienst des Christentums
stehenden Elternhaus auf, überwiegend in Berlin, aber doch war auch Stintenburg seine
Heimat, wo man die Ferien verbrachte und wo er mit den Wurzeln seines Wesens gegründet
war. Mit 17 Jahren schon verlor er seinen Vater und war nun der Herr auf Stintenburg, der
Gehilfe seiner Mutter und der verantwortliche älteste Bruder seiner vier jüngeren Geschwister,
daher früh an Ver-antwortung gewöhnt. Bis zur Primareife wurde er mit seinen Brüdern durch
Haus-lehrer unterrichtet, die Prima absolvierte er auf dem Augusta-Gymnasium in Berlin.