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wo sein Vater "Kellerhalter" gewesen war, der die Naturalabgaben der
abgabepflichtigen Bevölkerung einzuziehen hatte. Johannette Lucie war 1653 in Gie-
ßen geboren und am 27. September dort getauft worden. Ihr Vater hatte dort am
29.9.1651 in 2. Ehe Anna Barbara v. Fabricius (getauft Gießen 2.3.1634, † Celle
25.4.1693) geheiratet, die Tochter des 1664 geadelten hessen-darmstädtischen
Kanzlers Philipp Ludwig v. Fabricius, der wiederum ein Sohn des gräfl. Isenburgischen
Rats und Karnmersekretär Weiprecht Schmidt (Fabricius) in Birstein war. Johannette
Lucie war, als Andreas Gottlieb sie heiratete, trotz ihrer Jugend von 22 Jahren schon
Witwe. In 1.Ehe war sie mit Ernst Jobst v. Hohnhorst auf Hohnhorst verheiratet
gewesen, der schon 1672 starb, als sie erst 19 Jahre alt war.
In Andreas Gottliebs Ehe wurden nicht weniger als 9 Kinder geboren, 4 Töchter und 5
Söhne. Aber alle Söhne starben, meistens als kleine Kinder, vor dem Vater. Nur die
Töchter erreichten ein heiratsfähiges Alter, heirateten und hinterließen Nachkommenschaft.
a) Als erstes Kind wurde am 13.1.1677 die Tochter Eleonore Maria geboren. Sie
heiratete in Celle am 9.5.1699 den hzgl. braunschweig-lüneburgischen Kriegsrat und
Landdrosten in Lauenburg zu Ratzeburg Georg Ernst v. Werpup auf Blücher,
Ullenhausen, Oldendorf u. Dermin, † l7.1.1722. Andreas Gottlieb d.J. schreibt über sie:
Sie "genoß eine starke Gesundheit, lebte ohngeachtet des großen Reichthums so
eingeschränkt als eine dürftige Witwe, hatte mit ihrer Verwandtschaft und ihresgleichen
wenig Umgang und wohnte auf dem Dom (gemeint ist die Dominsel) zu Ratzeburg in
einem kleinen artigen Häuschen (jetzt Domhof Nr. 33), so ihr weinseliger Großvater
(Andreas Gottlieb d.Ä.) hatte bauen lassen, um sie von sich und seinen 3 übrigen
Töchtern separirt zu halten. Gott sei ihrer Seele gnädig! und hat niemand sie zu
regretiren Ursache, als ihr Sohn, zu welchem ihre innige Generosität und nur zu
zärtliche Liebe sich concentriret, die sie sonst der ganzen übrigen Welt und sich selbst
hauptsächlich versaget." Sie starb am 24.5.1748. Im Stamm einer alten Eiche in
Blücher (bei Boizenburg a.d.Elbe) befindet sich eingewachsen noch ein alter
Wappenstein mit den Wappen Werpup/Bernstorff und mit der Inschrift "Georg Ernst
von Werpup, Maria Eleonora von Bernstorffen 1721“.
b) Im Jahre 1678 wurde ein Sohn Georg Wilhelm geboren (in Anbetracht des Namens
offenbar ein Patenkind des Herzogs), der aber im gleichen Jahr wieder starb.
c) Am 25.7.1682 erschien dann die zweite Tochter, Charlotte-Sophie, die als Gemahlin
ihres Vetters 2.Grades Joachim Engelke v. Bernstorff (Nr. 36) (Bild) die Stamm-Mutter
der gräflichen Linie unserer Familie wurde.
d) Ihr folgte im Jahre 1664 ein Sohn Gottlieb Andreas, der aber wiederum im folgenden
Jahr verstarb.
e) Erst der dritte, im Jahre 1685 geborene Sohn Andreas August wurde groß. Andreas
Gottlieb mußte es aber erleben, daß, nachdem noch ein f) vierter und g) fünfter Sohn
geboren und als Kinder gestorben waren, wenige Monate nach dem Tode seiner Frau
auch dieser letzte ihm verbliebene Sohn im Alter von 21 Jahren am 23.9.1706 in
Wedendorf an den Blattern (Pocken) starb. Sein Sarg steht im Turmgewölbe der
Kirche zu Kirch-Grambow.