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h) Am 11.5.1686 wurde als dritte Tochter Luise geboren. Sie heiratete am 20.3.1712 in
der Schloßkirche zu Hannover den Oberappellationsrat zu Celle Albrecht Werner v.
Lenthe auf Lenthe als seine zweite Frau. Er starb in Celle am 3.9.1727 und ist in
Lenthe begraben. Andreas Gottlieb d.J. berichtet, daß sie 4 Jahre vor ihrem Tode
durch Schlagfluß auf dem einen Auge und 1 Jahr vor dem Tode in Schwöbber, von wo
aus sie den Pyrmonter Brunnen trank, auch auf dem anderen Auge blind geworden
sei, seit welcher Zeit sie stets bettlägerig geblieben sei und viele Schmerzen, Angst
und Schwachheit ausgestanden habe. Er rühmt ihre ungeheuchelte Frömmigkeit, die
"mit solchem rührenden Gemüth, fast unglaublicher Barmherzigkeit gegen die Armen,
Freundlichkeit gegen Jedermann, Demuth und politesse verknüpft war, daß selbst die
ruchlosesten Weltkinder ihr die Hochachtung und den gebührenden Ruhm nicht
versagten. Sie war von den Stillen im Lande, die sich durchs Gebet vor den Riß stellen
konnte, und habe ich in specie an ihr eine zweite Mutter und ganz ausnehmend
liebreiche Freundin gehabt und verloren".
Als nächste in der Kinderreihe folgten die beiden letzten Söhne i) Helwig Gottlob,
geb.1688, und j) Ludwig Ernst, geb.1689 (Bild) . Letzterer wurde nur 9 Jahre alt und
starb 1699, Helwig Gottlob erreichte ein Alter von 12 Jahren, dann starb auch er im
Jahre 1700. Nach ihrer Geburt hatte Andreas Gottlieb glauben können, mit drei
Söhnen den Fortbestand seines Stammes nach menschlichem Ermessen gesichert zu
haben. Und sicherlich hat dies dazu beigetragen, daß er nach Wedendorf und Hundorf
auch noch Gartow erwarb. Wie bitter ihn der Verlust aller fünf Söhne getroffen haben
muß, ist kaum zu ermessen.
k) Als letztes Kind wurde in Celle nach 20-jähriger Ehe am 9.1.1695 noch die Tochter
Christiane geboren. Sie heiratete in Brüggen am 17.9.1716 den kurhannöverschen
Geh.Kriegsrat und Landdrosten zu Harburg Friedrich v. Steinberg auf Brüggen. Sie
starb in Gartow am 16.11.1743. Sie war kinderlos geblieben und hatte sich, wie
Andreas Gottlieb d.J. schreibt, "in der Stille" von ihrem Mann geschieden. Sie "wurde
ungefähr 14 Monate vor ihrem Tode heftig krank, und ob sie gleich ab und zu sich
ziemlich zu erholen schien, also daß sie nach Pyrmont reiste, in die Kirche ging, Visiten
gab und nahm, so ist sie doch nie wieder recht gesund geworden und zuletzt sehr
schnell und sanft verschieden. Sie hat mit mir immer sehr innig gelebt, vor meine Frau
und Kinder eine ganz ausnehmende Liebe bezeugt, Jedermann gern gedient und den
Armen kaum zu glaubende Almosen ausgetheilt".
Am 23.1.1706, wenige Monate, bevor die 33 Jahre seines Wirkens in Celle endeten,
starb Johannette Lucie, Andreas Gottliebs Gefährtin durch 30 Ehejahre, im Alter von
nur 52 Jahren. Er überlebte sie um 20 Jahre. Die ganzen Jahre seines Wirkens in
Hannover und London fallen in die Zeit seiner Witwerschaft.
Am 6.7.1726 endete in Gartow Andreas Gottliebs Leben im Alter von 77 Jahren. Er hat
seine letzte Ruhestätte dort in der von ihm erbauten Kirche gefunden. Seine Tochter
Charlotte Sophie (Bild 2) schreibt über den Tod des Vaters: "Den 6. Juli 1726 starb
mein so herzlich geliebter Vater nach einer 7-tägigen Krankheit zu Gartow und mit ihm
all unsre zeitliche Glückseligkeit, unsre Freude, unser Rathgeber, unser Wohlthäter.
Der beste Vater, der jemalen gelebt, den habe ich verloren."