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Auch in Gartow, auf dessen Sicherung für das lüneburg-cellesche Herzogtum Andreas
Gottlieb besonders stolz war, stand eine große Bülowsche Burg, deren Aussehen aus
alten Plänen und einem Merian Stich noch ersichtlich ist, die aber baufällig und deren
Instandsetzung nicht mehr sinnvoll war 59). Andreas Gottlieb riß diese Burg daher ab
und baute, nachdem er gerade erst 1697 das große Wedendorfer Haus errichtet hatte,
in den Jahren 1705 - 1710 auch in Gartow ein neues, das jetzt noch stehende Schloß
mit seinen durch ein Torgebäude abgeschlossenen Nebengebäuden, außerdem auch
die jetzige Kirche.
Den nunmehr in seinem Besitz befindlichen beiden abgerundeten Besitzungen Weden-
dorf und Gartow fügte Andreas Gottlieb im Jahre 1717 noch das große lauenburgische
Wotersen (Bilder) hinzu, das er von den Herren v. Daldorff erwarb, nebst den Höfen
und Dörfern Sahms, Elmenhorst und Gr.Pampow, dazu noch Lanken von den
Herzögen von Holstein. Und schließlich kaufte er, ein Jahr vor seinem Tode, 1725,
noch von den Lützows das im mecklenburgischen Amt Wittenburg gelegene Dreilützow
(Bilder) mit Luckwitz, Neu-Luckwitz, Parum, Pogress und Harst mit über 4000 ha.
Außer allen diesen ländlichen Besitzungen erwarb Andreas Gottlieb noch im Jahre
1705 das "freie Rantzauische Haus" mit zwei daneben liegenden Häusern in Lübeck.
Diese sogen. "Bernstorffsche Kurie" lag in der Kleinen Burgstraße Nr. 22-26 und ist bis
1872 im Besitz der Familie gewesen. Andreas Gottlieb hat sie offenbar seinem Bruder,
dem General Hans Valentin, überlassen, nach dessen Tode (1715) Andreas Gottliebs
Schwiegersohn Joachim Engelke Bernstorff als Besitzer erscheint. Es waren drei hohe
Giebelhäuser im alten Lübecker Stil aus dem Ende des 15. oder Anfang des 16.
Jahrhunderts mit der typischen großen Diele. Über der Tür des Haupthauses befand
sich ein großes, schön in Holz geschnitztes Bernstorffsches Wappen. Die Häuser
mußten später dem Neubau der Ernestinenschule weichen und wurden abgerissen.
Das Bernstorffsche Wappen ist beim Abbruch von dem damaligen Lübecker Vetter
Hugo v. Bernstorff erworben worden und später nach Wotersen gekommen.
Schließlich hat Andreas Gottlieb noch das jetzige Ritterschaftshaus in Celle als seinen
Wohnsitz erbaut. Er ist damit aber nicht fertig geworden und hat es mit dem zur
Fertigstellung erforderlichen Kapital seiner Tochter Luise, der Ehefrau des Celler
Oberappellationsrates v. Lenthe, vermacht, die den Bau vollendet hat.
e. Andreas Gottliebs fideikommissarische Anweisungen zur Sicherung der Zu-
kunft der Familie.
Das beherrschende Anliegen Andreas Gottliebs im persönlichen Bereich war, es, die
Zukunft seiner Familie zu sichern. Für dieses Ziel hat er nicht nur seine ganze
finanzielle Kraft eingesetzt, sondern auch seine Gedanken konzentrierten sich stark
auf diesen Punkt. Er nutzte alle juristischen Möglichkeiten aus, um das Geschlecht
nachhaltig zu sichern, und hat darüber hinaus
59 vgl. Detlev Stupperich, "Gartow. Rekonstruktion einer früh neuzeitlichen Schloßanlage“, Dissertation
1978.