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Gartower Familienbuch, datiert vorn 4. 4. 1723 in Hannover, auch an und weist zum
Beweis auch auf die richtige Tatsache hin, daß auf alten Karten zuweilen der Ort als
Bernstorfshagen bezeichnet wird. Ebenso wird im Adelslexikon von Gauhe 1747
Barnstorf a.d.Hunte als Ursprung des Geschlechts angegeben. Aber bewiesen ist
das, wie gesagt, nicht. Andererseits waren feste Familiennamen zu Anfang des 13.
Jahrhunderts erst in der Bildung begriffen, so daß es sehr zweifelhaft ist, ob ein Ritter,
der damals nach Mecklenburg kam, einen Familiennamen schon mitbrachte.
Wie wenig die Familiennamen damals schon verfestigt waren, zeigt die
Wappengleichheit der Familien Bernstorff und Goldenssee. Letztere seit langen
Jahrhunderten ausgestorbene Familie saß auf Goldensee (ostwärts von Ratzeburg,
ca. 20 km von Bernstorf entfernt), das schon 1219 urkundlich erscheint. Sie führte das
gleiche Wappen wie unsere Familie, nur mit dem Unterschied, daß die drei Blätter
aufrecht standen. Aber dieser Unterschied besagt nichts, weil auch in unserer Familie
das Wappen zuweilen in dieser Form geführt worden ist, so z. B. von Andreas
Gottlieb d.Ä. unter einem Schreiben an die Schweriner Regierung vom 10.12.1684.
An einer Urkunde im Ratsarchiv zu Wismar vom 18.5.1391 24) hängen die Siegel des
Werner Bernstorp und des Dietrich Goldensee. Da anerkanntermaßen
Wappengleichheit ein starker Hinweis auf Stammesgleichheit ist - Wappen sind älter
als Familiennamen - ist es sehr wahrscheinlich, daß wir mit den ausgestorbenen
Goldensees gleichen Stammes waren, ein weiterer Hinweis darauf, daß der
Familienname dem Namen des Familiensitzes gefolgt ist und nicht umgekehrt.
Es gibt aber noch eine ganz andere Vermutung über die mögliche Herkunft unserer
Familie. Danach sollen wir aus dem bayerisch - österreichischen Raum gekommen
sein. Tatsächlich hat es dort eine ritterliche Familie Pernstorff gegeben, über die der
k.k.Rechnungsrat Karl v. Sava in Wien im Jahre 1853 genealogische Forschungen in
einem handschriftlichen Band zusammengetragen hat. Er behauptet in dieser
Darstellung (ohne nähere Begründung), daß unsere Familie ein Zweig jener
Pernstorffs sei, und vermutet, daß unsere Vorfahren aus Bayern, wo die Pernstorffs
grundgesessen waren, aus alter Treue „ihrem angestammten Erbherrn“ Heinrich dem
Löwen, der ja Herzog von Sachsen und Bayern war, nach Norden gefolgt seien, als
dieser Mecklenburg unterwarf.
Der Name der Pernstorffs zeigt laut Karl v. Sava, wie auch unser Name, die
verschiedenste Schreibweise: Berendorf, Berendorp, Perindorf, Pernardesdorf,
Perndorf, Wernesdorf, Wernhardesdorf. Die Familie war schon im 12. Jahrhundert in
Bayern grundgesessen, kam aber mit einigen Besitzungen zu Österreich, als Heinrich
der Löwe bei Rückgabe Bayerns an ihn einen Teil der bayrischen Mark, dabei auch
Perndorf, an die Markgrafschaft Oesterreich abgeben mußte. Die Familie ist 1628
ausgestorben, nachdem sie mehrere Jahrhunderte hindurch in mannigfacher Weise
in die bayrische und österreichische Landesgeschichte verwoben war.
Dem Wiener Kaiserhof war diese Familie natürlich noch bekannt und in Erinnerung,
als es knapp 100 Jahre später, 1715, darum ging, daß Andreas Gottlieb d.Ä. von
Kaiser Karl VI., dem Vater Maria Theresias, in den Freiherrenstand erhoben werden
sollte und aus diesem Grunde auch nach der Gepflogenheit bei solchen
Standeserhebungen sein Wappen "verbessert" werden sollte. So wurde in dem
24 Meckl.Urk-.Buch 12295.