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In der Leichenpredigt ist gesagt, daß Barthold Hartwig seine beiden Vornamen von
dem Bruder seiner Mutter, dem späteren schwedischen General Barthold Hartwig v.
Bülow, erhalten habe. So ist der künftig in unserer Familie häufige Vorname Hartwig
von den Bülows zu uns gekommen.
Als jüngstes Kind - seine noch jüngere Schwester Anna Andrea starb schon ein Jahr
nach der Geburt - blieb er allein zu Hause, als seine Brüder das Haus verlassen
hatten. Das gefiel ihm nicht, und daher wartete er nicht ab, bis er das Alter hätte, auf
die Universität zu gehen, sondern wollte Soldat werden und wurde daher zunächst mit
13 Jahren als Page an den Hof des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig nach
Wolfenbüttel gegeben. Dort blieb er 7 Jahre. Dann verließ er den Hof von Wolfenbüttel
und begleitete, nunmehr 20 Jahre alt, im Frühjahr 1675 seinen Bruder Andreas
Gottlieb, damals Kriegsrat des Celler Herzogs, mit den Celler Truppen in den
damaligen Kriegsläuften gegen Frankreich an die Mosel, wo er der Belagerung Triers
beiwohnte. An diesen Kämpfen nahm auch der mittlere Bruder Hans Valentin teil, der
dort schwer verwundet wurde. Auch an dem Feldzug in das damals schwedische
Herzogtum Bremen und an der Eroberung von Stade im Jahre 1676 hat Barthold
Hartwig teilgenommen. Bei der Belagerung von Philippsburg starb der tödlich
verwundete 19-jährige Erbprinz von Braunschweig-Wolfenbüttel in seinen Armen.
1677 wurde ihm vom Geller Herzog Georg Wilhelm "das Fähnlein bei Ihrer
Dragoner-Garde" gegeben. Er hat in diesem Jahr die Belagerung Stettins als Volontär
bei seinem Bruder Hans Valentin mit erlebt. Dabei ging ihm eine Stückkugel oberhalb
der Kniee zwischen den Beinen hindurch, die, ohne ihn zu verletzen, nur seine Kleider
berührte. 1678 wurde er Leutnant bei den Celler Garde Dragonern, bis er vom Herzog
1683 als Hauptmann eine Kompanie des "Franckischen" Dragoner- Regiments erhielt.
1685 gehörte er mit zu dem ansehnlichen Korps, das von den Herzögen in Celle und
Hannover unter dem Befehl des damaligen Erbprinzen, späteren Kurfürsten von
Hannover dem Kaiser nach Ungarn zur Hilfe gegen die Türken geschickt wurde. Hier
wohnte er den Belagerungen der Festungen Neuheusel und Graan und dem großen
Sieg gegen die Türken bei letzterem Ort bei. Nach Rückkehr der Truppen aus Ungarn
rückte er mit den Celler Truppen in die Vierlande zum Entsatz Hamburgs ein, das von
den Dänen belagert wurde.
1688 wurde Barthold Hartwig zum Major bei dem Franckischen Regiment befördert
und ging mit diesem Regiment und den anderen celleschen und wolfenbüttelschen
Truppen nach den Niederlanden, wo diese Kontingente die niederländischen Truppen,
die mit Wilhelm von Oranien nach England gegangen waren, ersetzten, um die
Niederlande gegen Frankreich abzuschirmen. Sie blieben dort bis zum Friedensschluß
von Rijswijk mit Frankreich im Jahre 1697. Inzwischen wurde Barthold Hartwig 1691
Oberstleutnant bei dem Dalbergischen Regiment zu Fuß und 1694 mit nunmehr 40
Jahren Oberst und Kommandeur dieses Regiments.
Im Jahre 1700 nahm er an den Kriegshandlungen in Holstein teil, wurde 1702 zum
Brigade-General befördert und zog als solcher mit den braunschweig- lüneburgischen
Truppen abermals in die Niederlande gegen die dort eingedrungenen Franzosen. Zwei
Jahre