Seite 57
später sehen wir ihn in Süddeutschland in der verlustreichen Schlacht am
Schellenberge bei Donauwörth, in der die meisten Generale und Kommandeure fielen
oder verwundet wurden. In der Folge nahm er an der Schlacht von Blenheim und
Höchstädt, sodann an der Belagerung von Landau teil und verteidigte schließlich mit
Erfolg Trier. 1705 zum General-Major befördert, hat er, nachdem die Truppen wieder
nach den Niederlanden marschiert waren, dort den Angriff vor Huy befehligt. 1706 war
er bei der erfolgreichen Schlacht von Hamely und Ath dabei und hat auch den Feldzug
des Jahres 1707 mitgemacht.
Als im Jahre 1708 die französische Armee unter den Herzögen von Burgund und von
Vendôme erneut unvermutet in Flandern einfiel und sich gegen Gent und Brügge
wandte, um die Alliierten von Oudenaarde und der Provinz Flandern abzuschneiden,
führte Barthold Hartwig die Avantgarde der alliierten Armee, die in aller Eile bei
Oudenaarde über die Schelde ging und den Franzosen in den Weg trat. Es kam am
Nachmittag des 11. Juli zu einem heftigen Gefecht, bei dem die Franzosen
zurückgeschlagen wurden. Aber Barthold Hartwig wurde gegen Ende des Gefechts
von einem Schuß in den Leib getroffen. Er ließ sich nach Oudenaarde bringen und ist
dort am nächsten Tage gestorben. Er wurde zunächst in Oudenaarde beigesetzt,
später aber nach Kirch-Grambow in das Wedendorfer Erbbegräbnis seines Bruders
Andreas Gottlieb überführt. Sein Sarkophag ist einer von mehreren, die in der Gruft der
Grambower Kirche stehen.
In der Leichenpredigt ist von Barthold Hartwig gesagt, er sei kaum mittelgroß von
Wuchs gewesen und habe ein angenehmes Gesicht gehabt. Er sei fast nie krank
gewesen außer im Jahre 1686, wo er nach zwei Jahren ununterbrochener, winters und
sommers ausgestandener Strapazen in Ungarn und Deutschland von einem ziemlich
starken hitzigen Fieber in Winsen/Luhe befallen worden sei. Er habe allezeit mäßig
gelebt und sich durch keine Gelegenheit zu Exzessen bringen lassen. Er sei auch in
allen Kriegshandlungen nie verwundet worden bis auf den letzten tödlichen Schuß.
Sein Gemüt sei "in sich tranquill und ruhig, gerecht und aequitable, auch freund- und
höfflich gegen jedermann, dabey ernsthafftig, alien von allen Vanitäten,
Liederlichkeiten und debauchen, nicht weniger auch von aller rudesse und brutalität“
gewesen, er habe alles unnütze Geschwätz und Gezänk gehaßt und solche Dinge bei
seinen Untergebenen nicht geduldet. In seinem Tun sei er sehr exact gewesen und
habe gute Ordnung in allen Dingen sehr geliebt, habe seine Pflichten mit Ernst erfüllt
und nichts obenhin getan. Mit gottlosen bösen Leuten habe er nichts zu schaffen
haben wollen, habe auch keinen, der dafür bekannt oder auch nur einer bösen Tat
verdächtig war, in seinem Regiment geduldet, auch wenn es sich um einen sonst
tüchtigen Soldaten handelte.
Geheiratet hat Barthold Hartwig nicht. Mit seinen Brüdern, seiner Schwester und seiner
ganzen Familie hat er, wie es in der Leichenpredigt heißt, allezeit in vorbildlicher Liebe
und Einigkeit gelebt. Seinen Freunden und Bekannten war er lieb und wert. weil er
niemanden mit Willen beleidigte und einem jeden das Seine zukommen ließ. Auf sein
Wort, seine Freundschaft und Redlichkeit konnte man sich verlassen, und jeder wußte,
daß sein Tun