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immer seinen Worten entsprach. Auch bei seinen Untergebenen genoß er
gleichermaßen Liebe, Wertschätzung und Respekt, weil er wohlwollend und gütig zu
ihnen war, vorzüglich für sie sorgte, alle Ungerechtigkeit von ihnen abwendete, dabei
aber keine Unordnung oder Schlechtigkeit unter ihnen duldete, vielmehr mit Strenge
dagegen vorging.
Insgesamt war er ein Mann von so bekannter „probität, honestät und unstraffbahrem
Wandel“, daß diese Qualitäten und sein sehr scharfsinniges exactes Urteil neben
seinen beruflichen Fähigkeiten ihm bei jedermann große Wertschätzung und
Anerkennung verschafften. Hinzu kam eine wahre, ungefärbte und von allem
äußerlichen Schein entfernte Gottesfurcht, die sich in seinem ganzen Leben zeigte. -
Diese Würdigung läßt ihm in der Leichenpredigt der Consistoriale und Prediger zu
Celle Nicolaus Lindenberg (nach ihm dort die Lindenbergstraße) zukommen, der sich
darin als sein ehemaliger Beichtvater und Regimentsprediger im Felde bezeichnet, der
in Krieg und Frieden viel um ihn gewesen sei und seinen Wandel gesehen habe. Er
bezeugt, daß Barthold Hartwig seine Handbibel stets bei sich gehabt habe, daß sie
sein vademecum gewesen sei und er fleißig darin gelesen habe. Als Beweis führt er
die zahlreichen Anmerkungen an, die er hier und dort darin gemacht habe.
Wenngleich bekanntermaßen in den Leichenpredigten der damaligen Zeit die
Verstorbenen in überschwenglichen Worten und im schwülstigen Barockstil als
Musterbeispiele frommen Christentums gepriesen werden, so zeigen doch die von
Lindenberg berichteten konkreten Tatsachen, wieviel stärker unsere Vorfahren der
damaligen Zeit im christlichen Glauben und in der Bibel verwurzelt waren, als unsere
Zeit es noch ist. Lindenberg berichtet von Barthold Hartwig, daß er sehr auf die
Heiligkeit des Feiertages gesehen und daß er "die Stunden außer dem öffentlichen
Gottesdienst mit Wiederholung des gehörten Worts und mit anderen Gottseligen
Betrachtungen, auch mit geistlichen Unterredungen" zugebracht habe, "deren ich mich
noch oft mit innigem Vergnügen erinnere". "Fluchen, Schwören, Unmäßigkeit und
andere im Kriege gemeine Werke des Fleisches" habe man von ihm nicht gesehen
und gehört, sie seien ein Greuel in seinen Augen gewesen.
Man kann es nicht als leere Worte ansehen, wenn Lindenberg sagt, daß seine
Würdigung Barthold Hartwigs keine Schmeichelei, sondern reine Wahrheit sei, und
daß er selber durch Barthold Hartwigs vorbildlichen Wandel "nicht wenige Forderung
und Aufweckung“ in seinem eigenen Christentum erfahren habe. Und mit dieser
Beurteilung stimmt überein diejenige des letzten Beichtvaters, dessen Bericht über
Barthold Hartwigs letzte Lebenszeit und Tod der frühere Regimentsprediger
Lindenberg ausführlich zitiert.
Barthold Hartwigs Bild, ein sehr gutes Oelgemälde, befindet sich im Besitz des Vetters
Andreas a.d.H. Stintenburg.