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Beziehungen im Verlauf seiner Reisen beruht haben, wie das damals nicht
ungewöhnlich war. In das Licht der Öffentlichkeit tritt Joachim Andreas erst, als er vom
Obersächsischen Kreis des Heiligen Römischen Reiches dem Kaiserlichen
Reichskammergericht als Richter (Beisitzer = Assessor) präsentiert wird, als welcher er
auch am 3.10.1664, erst 35 Jahre alt, ernannt wurde. Er hat 46 Jahre dort gewirkt,
zunächst in Frankfurt, dann in Speyer, , und als das Gericht von den Franzosen von
dort vertrieben und nach Wetzlar verlegt wurde, dort, und ist mit der Zeit zum ältesten
Beisitzer dieses Gerichts geworden.
Joachim Andreas hat aus Bernstorf gewisse Zahlungen erhalten. Noch 1663 schreibt
sein Vatersbruder Joachim in einer Spezifikation wegen der von ihm aufzubringenden
Steuern, daß er seinem Neffen Joachim Andreas 950 Gulden schulde und ihm, da
dieser seine eigenen Mittel durch seine Studien und Reisen verbraucht habe, nichts
abziehen könne.
Zwischen Joachim Andreas und seinen Vettern Andreas Gottlieb in Celle sowie
Andreas in Bernstort und Joachim Ernst in Rüting sind offenbar sehr enge
verwandtschaftliche Beziehungen gepflegt worden. Joachim Andreas ist auch bei der
Belehnung mit Gartow bzw. Rüting und Schildberg mit als Agnate einbezogen worden,
was er in seinem Testament dankbar erwähnt. Er erwähnt auch, daß Andreas Gottlieb
und dessen Brüder Hans Valentin und Barthold Hartwig ihm und seinem Sohn
finanziell sehr unter die Arme gegriffen hätten und daß Barthold Hartwig, dem er ein
"ziemliches Kapital" als Darlehn geschuldet habe, dieses Kapital seinem Sohn
testamentarisch erlassen habe. Die nahen Beziehungen zu Andreas Gottlieb beruhten
natürlich nicht zuletzt darauf, daß dieser als junger Jurist von 1668 auf 1669 ein Jahr
bei Joachim Andreas in Speyer gewesen war, um sich von seinem älteren Vetter in
Arbeitsweise und Verfahren dieses hohen Gerichts einführen zu lassen.
Sehr spät erst hat Joachim Andreas geheiratet. Erst nach 1686, also bereits fast 60
Jahre alt, schloß er die Ehe mit Agnes Maria v. Haxthausen, einer Tochter der
verwitweten Obristin v. Haxthausen geb. v. Kamptz, die wiederum eine Tochter des
letzten Rodensteiners war. Dadurch war die Mutter beteiligt an der reichen
Hinterlassenschaft desselben an Grundbesitz im Odenwald. Die Tochter Agnes Maria
war die älteste von mehreren Geschwistern und bei ihrer Heirat mit Joachim Andreas
auch nicht mehr ganz jung. Sie hatte nach dem Tode des Vaters der Mutter
beigestanden, die in ihrem Testament von ihr sagt, daß sie "ohnangesehen sie
sonsten an Chur- und fürstlichen Höfen ihr Fortun hätte haben können, dessen allen
ohngeachtet bei mir gehalten, mir in solcher Noth treulichst beigesprungen und sowohl
das Hauswesen aufs Beste zu sämtlicher Kinder Nutzen führen, regieren und erhalten
helfen, also daß ich an dieser meiner ältesten Tochter einen sonderbaren Trost und
große Hilfe gehabt". Aus diesem Grunde weist die Mutter ihr testamentarisch ein
besonderes Erbteil von 1000 Rthlrn vorweg zu. Zu ihrem künftigen Heiratsgut erhält sie
in einem späteren Testament den Zehnten zu Bobenhausen und den früher
Rodensteinschen Hofgütern zu Schlierbach im Odenwald zwischen Darmstadt und
Heidelberg. So kam durch seine Heirat nicht unerheblicher Grundbesitz an Joachim
Andreas, den er durch eigenen Erwerb noch vermehrt hat, ohne daß sich genau
trennen läßt, was sein und was seiner Frau Grundbesitz war. Bei der
Erbauseinandersetzung der Kinder wird der Nach-