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C. Joachim d.J. zu Bernstorf, seine Kinder und Enkel.
Bernstorf – Abb. 005 / 006 / 011 / 095 / 097 / 098
15. Joachim d. J. (Bild) 1609-1682.
Wenden wir uns nunmehr nach Bernstorf zurück. Wir sahen, daß von den drei Söhnen
Joachims d. Ä., nämlich Andreas (Nr. 9), Cord (Nr. 12) und Joachim, der letztere und
jüngste das angestammte Bernstorf übernahm. Er war am 2.7.1609 geboren, also
beim Tode des Vaters erst 11, Jahre alt. Die Erbauseinandersetzung geschah daher
erst bei Erreichung seiner Volljährigkeit, nachdem bis dahin die verwitwete Mutter
Ingeborg geb. v. Zepelin die Bewirtschaftung geführt hatte. Am 15.1.1630, mitten im
dreißigjährigen Krieg , schlossen die Brüder einen Erbauseinandersetzungsvertrag,
wobei sie entsprechend dem mecklenburgischen Lehensrecht losten. Das Los fiel auf
Joachim.
Dieser war aber damals bei Wallenstein. Letzterer war im Zuge des 30-jährigen
Krieges im Jahre 1628 Herzog von Mecklenburg geworden und wählte Güstrow als
Residenz. Die mecklenburgischen Stände mußten ihm die Huldigung leisten, und die
Herzöge, Adolf Friedrich zu Schwerin und sein Bruder Johann Albrecht zu Güstrow,
mußten das Land verlassen. Wallenstein war aber nicht nur Herzog von Mecklenburg,
sondern auch Herzog von Friedland in Böhmen, und auch dort schuf er sich in Gitschin
eine fürstliche Residenz. Dort errichtete er eine von Jesuiten geleitete Universität, und
an diese Universität brachte er auch einige junge Leute von Adel aus Mecklenburg. Zu
ihnen gehörte Joachim Bernstorff. Wie weit er freiwillig gegangen oder Wallenstein
einen Druck ausgeübt hat, wissen wir nicht. Jedenfalls wird Joachim im Dezember
1630, wenige Monate nach dem Erbauseinandersetzungsvertrag der Brüder, noch
unter einer Schar junger Edelleute genannt, die in Gitschin ausgebildet wurden, wo er
monatlich 20 Gulden zu seinem Unterhalt erhielt.
Seine Mutter muß demnach die Wirtschaft zunächst noch weiter geführt haben. Wann
Joachim Bernstorf übernommen hat, wissen wir nicht. Wallensteins Herrschaft über
Mecklenburg dauerte nicht lange. Gerade im gleichen Jahr 1630 trat König Gustav
Adolf von Schweden in den Krieg ein, und nun wurde Mecklenburg schnell den
Kaiserlichen entrissen. In diesen Kämpfen fiel, wie oben erwähnt, Joachims älterer
Bruder Cord 1631 als schwedischer Oberst bei der Belagerung von Rostock. Es ist
naheliegend, daß Joachim dann nicht länger bei Wallenstein geblieben, sondern nach
Mecklenburg zurückgekehrt ist und Bernstorf übernommen hat.
Bis dahin hatte das Land noch nicht sehr unter dem Kriege gelitten, und auch die kurze
Zeit hindurch, in der Gustav Adolf die Macht in Händen hielt, ging es noch an, weil der
König strenge Mannszucht unter seinen Truppen hielt. Aber er fiel schon 1632 in der
Schlacht bei Lützen, und nun begann für Mecklenburg eine böse Zeit. Die Schweden
hielten das Land besetzt, und von ihrer Garnison in Wismar aus wurden schwere
Kontributionen auf das Land gelegt. Bernstorf mußte monatlich 100 Rthlr aufbringen.
Joachim hatte das Gut, wie sich in Anbetracht der Tüchtigkeit seines Vaters denken
läßt, in gutem Zustand übernommen. Aber bei dieser Belastung konnte es darin nicht
lange bleiben. Hinzu kamen die Plünderungen und Verwüstungen durch zügel-