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lose Truppen. Joachims Sohn Andreas, der schon mehrfach erwähnte
Chronikschreiber, berichtet sehr eindrücklich über die Leiden, die damals über das
Land und über Bernstorf kamen: "Wie ein solches nicht auszuhalten gewesen, ist mein
seliger Vater nach Lübeck gewichen, da denn das Vieh, das er in Holstein
untergebracht, draufgegangen. Die Pferde sind am Schorf krepiert, ingleichen sind die
Leute (nämlich die Bauern) total ruiniert worden. Die meisten haben in Lübeck und
Holstein ihr Leben geendet."
Einen Lichtblick brachte dem gegenüber das Lübecker Exil aber doch für Joachim: er
fand hier seine Lebensgefährtin, Ilsabe v. Parkentin aus Zecher am Schalsee, geboren
am 16.12.1620. Ihr Vater war der Ratzeburger Domherr und Probst Hartwig v. P. auf
Zecher, Sohn von Eggerd v. P. auf Zecher und Ilsabe v. Halberstadt. Ihre Mutter war
Elisabeth v. Lepel, Tochter von Adam v. L. auf Grambow und Ilsabe v. Pressentin
a.d.H. Prestin. 1638 heiratete Joachim seine Braut und hielt 1639 mit ihr in Bernstorf
Einzug, "da sie denn", wie der Sohn und Chronikschreiber Andreas schreibt, "nicht
eine heile Fensterruthe, geschweige sonst noch etwas vorgefunden, dannenhero sie
sehr kümmerlich und elend wieder den Anfang machen müssen, .... Obwohl sie noch
viel Hartes ausstehen müssen, bevor der erwünschte Friede, 1649 erfolget, sich
eingefunden, - denn, wenn sie etwas wieder zurecht gebracht und vermeinet, sie
wären nun sicher, haben sie müssen davonziehen und bald hier, bald dorthin fliehen,
und sind dabei manchmal in große Not und Gefahr geraten, - so hat doch der gnädige
Gott .... nach der Drangsal ihnen Labsal widerfahren lassen."
Es ist Joachim, der ebenso tüchtig gewesen sein muß wie sein Vater (das von ihm
erhaltene sehr lebendige Olgemälde, das z. Zt. bei Andreas in Celle hängt, zeigt in der
Tat das Bild eines außerordentlich kraftvollen Mannes), in erstaunlich kurzer Zeit
gelungen, die schweren Schäden, die Bernstorf durch den Krieg erlitten hatte, zu
überwinden. Für die zum großen Teil wüst gewordenen, d. h. unbesetzten
Bauernstellen mußte er neue Bauern suchen, die er insbesondere in Bosau in Holstein
fand, von wo z. B. die Bauernfamilie Japp kam, die noch bis 1945 in Pieverstorf und
Jeese saß.
Über die Wirtschaftsweise in Bernstorf nach dem 30-jährigen Krieg läßt sich aus alten
Bernstorfer Akten, die noch bis 1945 vorhanden waren, und aus Kontributionslisten im
Archiv zu Schwerin ein ungefähres Bild gewinnen. Joachim gibt 1653 sein
Hausgesinde mit 8 Knechten und Jungen, 10 "Weibsbildern" und einer ganz alten
Jungfer an. 1663 führt er das Gesinde namentlich auf und nennt dabei Joachim Busch
als seinen „reisigen Diener". Neben verschiedenen anderen Knechten erscheint
Zacharias Grotkop, "ein ganz nackigter Bauernknecht, so keine Schuhe hat”. Außer 8
"Dirns" erscheinen eine Ausgeberin und Köchin und eine Kinderwärterin (von Joachims
vielen Kindern waren die meisten damals noch klein).
Als Viehbestand werden 1653 14 Pferde, 70 Haupt Rindvieh, 12 Haupt Jungvieh, 190
Schafe, 2 Ziegen, 16 eigene Schweine, 104 fremde Schweine in Mast und 11 Stock
Immen (Bienen) aufgeführt. Die Übernahme fremder Schweine auf Mast war damals
eine wichtige Einnahme des Gutes, wofür der große Eichenbestand auf der Feldmark
die gegebene Voraussetzung war. 4 Jahre später war der Bestand der Rinderherde
bereits auf 102, der der Schafe auf 374 und der der eigenen Schweine auf 150
gestiegen, ein schöner Erfolgsbeweis für Joachims Wirtschaftsführung.