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Seine Tüchtigkeit ermöglichte es ihm auch, schon vor dem Ende des Krieges, im Jahre
1646 von den Quitzows auf Voigtshagen die 4 Bauern und 2 Kossaten in Teschow, wo
die Familie neben Bernstorf ihren ältesten Rittersitz hatte, für 1.800 Rthlr und 1648
auch noch die restlichen 3 dortigen Kossaten für 350 Rthlr zu erwerben. Das bedeutete
zwar keine Vergrößerung seiner Wirtschaft (außer vielleicht der Schafweide), aber
doch Einnahmen durch die Abgaben und Dienste der Bauern und eine weitere
Abrundung des zusammenhängenden Grundbesitzes, nachdem schon sein Vater
durch den Kauf der zweiten Bauernstelle in Wilkenhagen und des Dorfes Pieverstorf
den Grundbesitz erweitert hatte. Dadurch war, wie es in der Chronik von Andreas
heißt, "aus dem miserabelen kleinen Gütchen ein gar stattliches Gut geworden."
Joachim beschränkte sich aber nicht hierauf, sondern nahm, zumal er mehrere Söhne
hatte, die Gelegenheit wahr, wenige Jahre später aus dem damaligen Konkurs des
Rittmeisters Hartwig v. Bülow auf Wedendorf 1653 das angrenzende Gut Othenstorf
mit dem Bauerndorf Jeese für 11.251 Gulden zu erwerben. In einem erhalten
gebliebenen Auszug aus seinem eigenhändigen Hausbuch begründet Joachim den
Kauf von Jeese damit, daß ihm das Dorf so dicht vor seinem Hof belegen gewesen sei
und die Verbindung zwischen Bernstorf und Pieverstorf behindert habe. Er habe weder
dorthin fahren, noch die Schafweide auf der Pieverstorfer Feldmark erreichen können
ohne die Gefahr nachbarlicher Streitigkeiten, die auch wegen der Jagd und
dergleichen Dingen leicht hatten entstehen können. Durch diesen Kauf des Dorfes
Jeese hat Bernstorf schon damals die Größe erreicht, die es bis zur Enteignung, im
Jahre 1945 gehabt hat, nämlich etwa 950 ha.
Othenstorf seinerseits hatte ungefähr 250 ha, war also auch als selbständiger
Grundbesitz für einen jüngeren Sohn ausreichend. Es war ein Nebengut, ein
"Meierhof”, von Wedendorf gewesen, zu dem als dem mit einer Burg ausgestatteten
Bülowschen Hauptgut damals außer Othenstorf mit Jeese noch Blieschendorf,
Kirch-Grambow, Kasendorf, Rambeel und Veelböken gehörten. Den Kaufpreis für
Othenstorf und Jeese konnte Joachim größtenteils sofort entrichten, restliche Teile
waren bis 1656 zu zahlen.
Im Jahre 1660 konnte Joachim dann auch noch aus dem Kerckrinckschen Konkurs
das schöne Gut Rüting mit den Nebengütern Steinfort und Wüstenmark, etwa 9 km
südostwärts von Bernstorf belegen und ca. 850 ha groß, für 31.344 Golden erwerben,
so daß nun 3 Söhne mit Grundbesitz hätten ausgestattet werden können. Dazu erwarb
er noch aus dem v. Falckenbergschen Konkurs das benachbarte Schildberg mit 400
ha. Der Chronikschreiber Andreas weist, nachdem sein Vetter Andreas Gottlieb
seinerseits 1679 Wedendorf mit seinen Nebengütern und 1690 auch Hundorf mit
Nebengütern gekauft hatte, mit Recht darauf hin, daß der alte Hauptmann v. Bülow zu
Wedendorf es sich seinerzeit wohl nicht hätte träumen lassen, daß die Enkel seines
Pagen Joachim d.Ä., der in seinen jungen Jahren aus Bernstorf, ehe er es in
Selbstbewirtschaftung nahm, kaum eine Pacht von 200 Mark Lübsch hatte erzielen
können, dereinst außer Bernstorf mit Wilkenhagen, Teschow, Pieverstorf und Jeese
nicht allein Othenstorf, sondern auch den großen Bülowschen Hauptbesitz Wedendorf
mit allen seinen Nebengütern und darüber hinaus das weitere Bülowsche Gut
Groß-Hundorf mit Nebengütern sowie schließlich noch Rüting und Schildberg ihr eigen
nennen würden.
Andreas hebt hervor, daß sein Vater im Jahre 1674/75 über 3.000 Rthlr an
Kontributionen (Landessteuern) habe zahlen