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Joachim wollte gern noch zu Lebzeiten wissen, wer von seinen Söhnen nach seinem
Tode die Güter Bernstorf und Rüting besitzen würde, und ließ sie deshalb alsbald,
nachdem er Rüting erworben hatte, noch im Jahre 1672 losen. Dabei fiel Rüting an
den ältesten Sohn August Hartwig. Dieser nahm es aber "wegen seiner schwächlichen
Natur", wie Andreas schreibt, nicht an, sondern übergab es dem jüngsten Bruder
Joachim Ernst. Bernstorf fiel an den zweiten Sohn Eggert Detlev (Bild) . Aber auch
dieser übernahm letzten Endes sein Erbteil nicht, sondern überließ Bernstorf nach des
Vaters Tod 1684 Andreas, weil er, so Andreas, "Inklination zum Kriege und darin sein
Glück zu poussieren intentionierte“. So sind Andreas und Joachim Ernst die
Stammväter der beiden Linien der Familie geworden.
Joachim hat der Kirche zu Börzow 100 Rthlr vermacht, nämlich 200 M der Kirche und
100 M der Pfarre, deren Zinsen für einen Theologie studierenden Predigersohn zu
Börzow verwendet werden sollten.
Am 30.8.1682 ist Joachim nach einem außerordentlich harten, aber auch ebenso
erfolgreichen Leben im Alter von 73 Jahren gestorben und am 1. September in Börzow
begraben worden. Seine Witwe zog nach Othenstorf, das ihr als Altenteil
zugesprochen worden war, nach ihrem Tode aber zu Bernstorf gehören sollte. Da sie
aber fast dauernd krank und es ihr daher zu beschwerlich war, der Gutswirtschaft
vorzustehen, hat sie Othenstorf verpachtet. Sie ist am 15.10.1688 gestorben und
gleichfalls in Börzow begraben worden.
16. Andreas. 1646-1693.
Andreas, Joachims dritter Sohn, übernahm, wie wir sahen, Bernstorf und wurde der
Stammvater der nichtgräflichen Linie. Er war 1646 geboren, sein namengebender Pate
war der Onkel Andreas in Ratzeburg. Er war 36 Jahre alt, als er die Bewirtschaftung
Bernstorfs antrat; er hat sie nur 11 Jahre in Händen gehabt. Denn schon 1693 ist er,
wenige Monate, nachdem er die vielfach erwähnte Chronik geschrieben hatte, im Alter
von 47 Jahren gestorben und am 4. Oktober in Börzow begraben worden.
Bei der Belehnung mit Bernstorf wurde auch der Krug in Börzow und auch noch die
Kapelle in Grevesmühlen erwähnt, die nun offenbar auch vom Herzog als
Bernstorffsches Eigentum anerkannt wurde.
Über den Lebensweg von Andreas wissen wir wenig. Im Alter von 23 Jahren nahm er
an einem Teil der Bildungsreise seines um 3 Jahre jüngeren Vetters Andreas Gottlieb
teil, wie wir bei diesem sahen, und war 1669 mit ihm in Paris, wo damals Ludwig XIV.
regierte. Sonst wissen wir von ihm nur, daß er bischöflich (Lübeck) Eutinischer
Kammerjunker war. Das Bistum Lübeck in Eutin war damals die Versorgung eines
(evangelischen) Prinzen aus dem Holstein-Gottorpischen Herzogshaus.
Wenige Jahre nach Übernahme Bernstorfs fiel mit dem Tode seiner Mutter 1688 auch
Othenstorf an ihn. Es war aber noch verpachtet, so daß er es erst 1692 übernehmen
konnte. Durch die Verpachtung war es, wie 100 Jahre zuvor Bernstorf, in sehr
schlechten Zustand geraten. Andreas schreibt darüber, "daß Verwalter