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Noch zu Lebzeiten schenkte Hedwig Maria 1716 den schönen noch vorhandenen
barocken Altar in Börzow mit ihrem und ihres Mannes Wappen. Sie erneuerte auch
1738 das an der Nordwand der Kirche angebaute verfallene Erbbegräbnis. Im Jahre
1949 sind mit unserem Einverständnis die in dieser Grabkapelle stehenden 4 Särge in
die Erde versenkt worden, und der Raum dient jetzt als Leichenhalle. Die 4 Särge
waren die von Hedwig Maria selber, ihrem Sohn August Friedrich nebst seiner Frau,
und ihrem Enkel Andreas Hans August. Die an den Särgen befindlichen Tafeln mit den
Namen und Wappen sind abgenommen und an der Wand der Kapelle aufgehängt
worden. Kastenartige Auflegetafeln mit den Namen, die zusätzlich auf den Särgen
lagen, sind im Pfarrhaus in Verwahrung genommen worden.
Hedwig Maria hat ihre letzten Lebensjahre wie ihre Schwiegermutter in Othenstorf
verbracht, das damals offenbar als Altenteilssitz diente. Sie wird dahin gezogen sein,
nachdem ihr Sohn August Friedrich die Bewirtschaftung Bernstorfs übernommen hatte.
Das mag um 1720 geschehen sein.
17. August Friedrich. 1692-1757.
August Friedrich, geboren am 10.12.1692, war noch kein Jahr alt, als sein Vater
Andreas starb und Bernstorf an ihn als den einzigen am Leben gebliebenen Sohn fiel.
Bernstorf mußte daher zunächst noch lange Jahre von seiner Mutter Hedwig Maria v.
Wenckstern bewirtschaftet werden, und sie hat es mit Geschick und Tatkraft getan. Als
August Friedrich herangewachsen war, waren für Mecklenburg wieder schwere Zeiten
hereingebrochen, wenn auch nicht ganz so schwere wie im 30-jährigen Krieg. Aber
auch der Nordische Krieg und die inneren Wirren unter dem Herzog Carl Leopold, in
die Andreas Gottlieb d.Ä. sich von Celle und Hannover aus, wie wir sahen, so
energisch und erfolgreich eingeschaltet hatte, fügten dem Lande wieder schweren
Schaden zu. 1723 mußte August Friedrich vom Herzog den Konsens zur Fällung von
1000 Eichen erbitten, um durch ihren Verkauf das Gut von den in der Kriegszeit
entstandenen Schäden zu befreien. Für uns ist hieran besonders interessant, daß es
erkennen läßt, ein wie großer Teil Bernstorfs damals von Wald bedeckt war, wenn
auch, wie Hermann Bernstorff 1937 in seiner Schrift über Bernstorf schreibt, "nicht in
dem Sinne eines gepflegten Reviers, sondern als Wildnis von alten Eichen und
Buchen, unterbrochen von Sumpf und Brüchern, genutzt hauptsächlich als Weide für
das Vieh und zur Schweinezucht, sowie zur Entnahme des nötigen Bau- und
Brennholzes. Nach und nach wurden fortschreitend weitere Stücke dieser Wildnis
urbar gemacht und in landwirtschaftlichen Betrieb genommen ein verbleibender Rest
nach forstwirtschaftlichen Grundsätzen bewirtschaftet“.
"Unter August Friedrich", schreibt Hermann weiter, "schreitet die Umwandlung der
Gutswirtschaft zum landwirtschaftlichen Großbetrieb fort. Es besteht das Bestreben,
Teile des bisherigen Bauernlandes der Gutsfeldmark zuzulegen. Von den beiden
Wilkenhäger Bauern wird der eine, Freitag, nachdem er total abgebrannt, auf eine freie
Stelle nach Pieverstorf versetzt. Der andere, Broecker, muß wegen Verschuldung
seine Stelle aufgeben. Es scheint aber, daß die Stellen verkleinert als Katenstellen mit
etwas Land dabei von Bestand geblieben sind. In dem Dienst-Register von 1728/29
werden in Wilkenhagen noch 6 Katenstellen genannt, deren Inhaber im Handdienst auf
den Höfen zu arbeiten haben.