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Zu August Friedrichs Zeiten erreichte durch den Kauf von Hanshagen unsere Familie
den Höhepunkt ihrer grundbesitzmäßigen Ausdehnung im Raum zwischen
Grevesmühlen und Gadebusch. Die große Wedendorfer Begüterung gehörte dem
alternden Andreas Gottlieb d.Ä. in Gartow, in Hanshagen saß August Friedrich, in
Bernstorf, zu dem Othenstorf gehörte, seine verwitwete Mutter Hedwig Maria v.
Wenckstern, und in Rüting saß Joachim Ernst bzw. sein Sohn Joachim Engelke,
Andreas Gottliebs Schwiegersohn.
Hanshagen war in den vorangegangenen zwei Generationen durch viele Hände
gegangen. 1660 war es von Gottlieb v. Hagen für 10.000 Gulden an Helm v. Both
verkauft worden. Dieser verkaufte es bald weiter an Major Curd v. Restorff, der es
seinerseits schon 1695 für 6000 Rthlr an Dr. Hattenbach weiterverkaufte. Noch im
gleichen Jahr verkaufte dieser Hanshagen für 6.300 Rthlr an Major Lüders, und 1710
verkaufte dieser es für 7.000 Rthlr an Leonhard Stoeterogge. Von diesem erwarb es
August Friedrich, und nunmehr blieb Hanshagen im Eigentum unserer Familie, bis es
im Zuge des wirtschaftlichen Zusammenbruchs von 1931 verloren ging und mit
aufgesiedelt wurde.
Was August Friedrich bewogen hat, bei seiner Heirat seinen Wohnsitz nicht in
Bernstorf, sondern in Hanshagen zu nehmen, das er vielleicht sogar zu diesem Zweck
erst erworben hatte, wissen wir nicht. Vielleicht wollte er seine Mutter, die so lange
Jahre Bernstorf für ihn bewirtschaftet hatte, nicht nötigen, es zu verlassen. Vielleicht
genügte auch das baufällig gewordene Bernstorfer Haus seinen und vor allem den
Ansprüchen seiner Frau nicht, von der noch zu reden sein wird.
Für Bernstorf beginnt mit dieser Verlegung des Hauptwohnsitzes nach Hanshagen eine
absteigende Linie. Dieser Zweig der Familie löste sich von dem alten Stammsitz.
Bernstorf verlor seine Bedeutung als Heimat und Wohnsitz der Familie und sank zu
einem Nebengut herab. Erst 150 Jahre später wurde es wieder Heimat eines Zweiges
der Familie.
Bernstorf wurde verpachtet. Der erste Pächter war nach einem bis 1945 in Bernstorf
vorhandenen Vertragsentwurf von 1726 der Oberverwalter Neumann aus Gudow,
wahrscheinlich derselbe, der in den Bernstorfer Gerichtsprotokollen von 1713 bis 1722
als Verwalter in Bernstorf und häufiger Beisitzer an den Gerichtstagen genannt wird.
Der Pachtvertrag sollte auf 9 Jahre laufen, der Pachtzins betrug 2.400 Rthlr. Aber
schon 1730 wird Bernstorf neu verpachtet an Henning Christoph Eckermann. Entweder
war also der Pachtvertrag mit Neumann nicht zustande gekommen, oder Neumann
hatte die Pacht vorzeitig zurückgegeben. 1757 wird ein gewisser Kassow als Pächter
genannt.
Die Verträge von 1726 und 1730 zeigen in interessanter Weise die Entwicklung der
Viehhaltung in Bernstorf. Während, wie wir oben sahen, der Holländer Cornehls 1724
in Bernstorf 73 Haupt und in Wilkenhagen 50 Haupt Rindvieh übernahm, waren es
1726 schon 100 Haupt und 1730 schon 130 Haupt Rindvieh in Bernstorf. Als
Spannvieh werden im "Pensionsinventarium" von 1730 12 Ochsen und 13 Pferde
genannt.
August Friedrich ist am 4.7.1757 in Hanshagen gestorben und ist im Börzower
Erbbegräbnis beigesetzt worden. Sein und seiner Frau Wappen befinden sich am
Hanshäger Stuhl in der Grambower Kirche.