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eindeutig deutscher Herkunft, jedoch lasse sich nicht mit Gewißheit sagen, „bei
welcher gegen die Wenden vorgenommenen Expedition" und von wo sie mit Heinrich
dem Löwen, Herzog von Bayern und Sachsen, gekommen sei. Mutmaßlich sei das
Geschlecht aus Bayern oder Österreich gekommen, aber trotz des geringen
Namensunterschiedes zu den dortigen Familien ähnlichen Namens bestehe doch
Anlaß, an dem gemeinsamen Ursprung zu zweifeln, zumal die Wappen ganz
verschieden seien. So sei es das Beste, die Bernstorffs gleich allen anderen alten
Geschlechtern einem ungewissen Ursprung zu überlassen.
Damit werden wir uns auch in unserem Jahrhundert begnügen müssen. Jedenfalls
kann uns eine kunstvoll in Leder gebundene, im Jahre 1758 verfaßte und Johann
Hartwig Ernst (Bild 2) gewidmete Handschrift in Versen, bezeichnet als „Ehrerbietige
Betrachtung über einige grüne Blätter an dem Hohen Baume des Hoch-Reichs-Frei-
herr- und Hochadlichen uralten Geschlechts derer Hochgeborenen und Hochwohl-
geborenen Herren von Bernstorff in Nieder-Sachsen, Westphalen, Bayern, Schwa-
ben, Heßen, Oesterreich und Dännemarck“ von Johann Lorentz Gottfried v. Rist
genau so wenig beeindrucken, wie sie vermutlich Johann Hartwig Ernst beeindruckt
hat, wenn darin nicht nur die Abstammung von den österreichischen Pernstorffs,
sondern auch von Widukind über dessen Tochter und Schwiegersohn Berno
behauptet und verherrlicht wird.
Übrigens hat es noch Ende vorigen Jahrhunderts im russischen Teil Polens eine
Familie v. Bernstorff gegeben, die mit uns nichts zu tun hat und ein ganz anderes
Wappen führte (Feld 1 u. 4 eine Zange, 2 u. 3 ein Bär). Nachkommen lassen sich
nach Amerika verfolgen.
Abschließend müssen wir also zu unserer Herkunft sagen, daß wir mit Sicherheit seit
1300 in Mecklenburg nachweisbar sind und mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit zwischen 1230 und 1237 den Rittersitz Bernstorf angelegt haben,
der dann über 700 Jahre bis 1945 im Besitz der Familie gewesen ist. Von wo wir nach
Mecklenburg gekommen sind, ob von Barnstorf a.d.Hunte in der Grafschaft Diepholz -
möglicherweise über Holstein - oder aus Bayern oder Österreich oder von wo sonst,
ist nicht festzustellen und muß offen bleiben.
Es bleiben noch ein paar Worte zum Wappen zu sagen. Die älteste uns bekannte
Darstellung desselben ist diejenige, die sich auf dem alten Denkstein von 1359 am
Waldrand in Bernstorf befindet. Diese Darstellung zeigt 3 Seerosen-(Lotos-)Blätter
aus einem in Wellenlinien dargestellten Wasser an Stielen herauswachsend und
geneigt. In dieser Form findet sich das Wappen auch in dem Siegel des Johann
Bernstorp (Nr.1) unter einer Urkunde vom 9.11.1411. In späterer Zeit wird das
Wasser oft als Wellenbalken dargestellt. Dieser Unterschied ist nur gering. So ist das
Wappen in dem Erbauseinandersetzungsvertrag der Brüder Andreas, Cord und
Joachim d.J. auch in den Jahren 1653/54. Hiervon erheblich abweichend führt
Andreas Gottlieb d.Ä. das Wappen dann so, daß die 3 Blätter an kurzen Stielen auf
geradem Silberbalken liegen. Wie er dazu gekommen ist, abweichend von seinem
Vater das Wappen in so abweichender Form zu führen, wissen wir nicht. Aber daß er
es tat, hatte zur Folge, daß die von ihm geführte Wappenform in das Freiherren- und
Grafen-Diplom übernommen wurde. Später ist das Stammwappen in allen drei
erwähnten Formen geführt worden. So ist es auch heute, wobei man nach meiner
Ansicht der ersten Form, wie sie sich auf dem Denkstein von 1359 befindet, den
Vorzug geben sollte.