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Son pittore e son amante
E l'impero io solo voglio
Dell' mia arta e del mio cor.
Darmi legge in van pretende
Che l'arbitrio contende
Della gloria e dell amor.“.
Der nächste Brief an Sprickmann ist datiert aus Wien vom 23. April 1779:
„Die Titianische Venus grüsset!
Sehen Sie, lieber Sprickmann wie ich Wort halte, denn ich gebe Ihnen nun schon
meine Addresse. Sie können unter folgenden beiden wählen: An Herrn Villa Franca
Historienmaler in Wien; abzugeben an den Kaufmann Rinaldi in eigner Behausung in
der Nagler-Gasse hinter der Nunciatur
oder
an Hn v.Bernstorff in W. bei der Frau Dopplerinn in Neu-Baad im 2ten Stock.
Gern plauderte ich jetzt ein wenig mit Ihnen, wenn ich nicht so erstaunlich pressirt
wäre. Ich habe wenigstens ein Duzend Originalstücke fertig zu machen und diese
Arbeit wird mir so weitläuftig, daß ich mich genöthigt sehe, ein Paar junge Leute zu
Hülfe zu nehmen, mir die Hintergründe und Beiwerke zu machen. Bei aller der Arbeit
hab ich mich durch die hiesigen Künstler überreden lassen, um ein Prämium, das
neulich ausgesezt worden, zu arbeiten und ich gehe morgen zu Sonnenfels und melde
mich. So viel Arbeit kostet es Mich, bis ich meine großen Werke, die Gallerie der
Grazien, die Liebesschule, den Streit der himmlischen und irdischen Liebe (welches
lauter Suiten von Gemälden über besondre Süjets sind) anfangen kann. Zuvor aber
werde ich mich nach einem Großen umsehen, der meinem Pinsel seinen politischen
Schuz angedeihen läßt (wo ich nicht irre, wird es Fürst G.... n seyn; nehmen Sie den
Varrentrapp zur Hand) Denn der Neid der Künstler ist entsetzlich. Mein einziger wahrer
Freund darunter ist Maulpetsch, der blutarm war und jezt nicht mehr malt nachdem er
sich ein Haus für 11.000 Gulden gekauft. Ich habe so viel Liebe zu ihm, daß ich seinen
Kopf nächstens in einem Gemälde anbringen werde.
Leben Sie wohl, Bester! und schreiben mir.
Willefrank.
Heute bin ich dem Kaiser durch den Englischen Gesandten präsentirt worden. Noch
hat ihn kein Maler recht getroffen. Die Hundsfötterl Ich will ihn in seinem schönsten
Augenblick, dem des Lächelns und seitwärts gedreht, aus dem Kopf malen. Ein so
schönes Lächeln sah ich nie!"
(Anmerkung: Der Kaiser war Maria Theresias Sohn Joseph II.)
Der letzte Brief ist datiert aus Wien im Mai 1779: "Hier, lieber Sprickmann! sende ich
Ihnen den Prospektus meiner Gallerie der Grazien und ersuche Sie, in Münster darauf
subskribieren zu lassen. Ich sende heute auch Exemplarien an Wagner, Boie und nach
Weimar. In Hamburg, Berlin, Leipzig und Dresden hab ich keine Correspondenten;
aber ich denke, Boie muß Rath schaffen. Wenn mein Prospektus gedrukt erscheinen
wird: werden sich vielleicht an allen diesen Orten Leute finden, die freiwillig kolligiren.
Schreiben Sie mir, ob ich Ihnen zu Beförderung der Subskription gedrukte Exemplarien
des Prospektus schicken muß?
Der große Kauniz goutirt mein Projekt; er ist in ganz Wien der erste gewesen, der den
Prospektus gelesen hat. "Meinen Beifall haben Sie, hat er gesagt; das Übrige hängt
von den Damen ab". Getroffen! aber für Weibern war mir auch nie bange.