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In der Napoleonischen Zeit geriet auch Schleswig-Hotstein in den Strudel der großen
Politik und des Krieges. Schwedisch-russisch-deutsche Truppen überfluteten die
Herzogtümer, als Dänemark sich von seinem Bündnis mit Frankreich nicht lösen wollte;
der mittlere Teil wurde Kampfgebiet und litt besonders, als die
schleswig-holsteinischen Truppen nach mehreren Gefechten und harten Kämpfen am
20.12.1813 bei Sehestedt der Übermacht erlagen. Diese Zustände nötigten Andreas
Hartwig, mit Frau und allen Kindern die Heimat zu verlassen. Er wich nach Aakjør aus,
blieb dort aber nur von 1813 bis 1815. Dann erlaubten die Verhältnisse ihm die
Rückkehr nach Grünhorst, die er in den letzten Dezembertagen 1815 forcierte, weil
seine Frau, die wieder einmal vor ihrer Entbindung stand, wohl nicht im unwirtlichen
Aakjor an der rauhen See niederkommen sollte. So gebar sie am 4.1.1816 in
Grünhorst einen Sohn, der aber ebenso wie eine ältere Schwester Luise Caroline als
kleines Kind gestorben ist.
Andreas Hartwigs Familie war damals schon groß. Er hatte sich in 1. Ehe mit
Christiane Caroline v. Sperling verheiratet. Nach deren Tod heiratete er in 2. Ehe
Hedwig Sophie v. Sperling. Wann seine 1. Frau starb und wann er die 2. Ehe einging,
wissen wir nicht, wissen daher auch nicht mit Sicherheit, aus welcher Ehe die Kinder
stammen, deren es, die beiden erwähnten jung verstorbenen eingerechnet, 10
gegeben haben muß. Wahrscheinlich stammen die 8, die groß wurden, aber alle bis
auf den ältesten Sohn Christian aus der 2. Ehe. Die 8 waren:
a) Joachim Christian, 1799-1867 (Nr. 23),
b) Julie, 1806-1871 (Nr. 24),
c) Friedrich, 1809-1851 (Nr. 25),
d) Andreas, 1811-1864 (Nr. 26),
e) Hedwig Sophie Wilhelmine, geboren 1813. Sie hat noch als Kleinkind die Flucht
der Familie von Grünhorst nach Aakjør mitgemacht, ist dann aber nach der Rückkehr
in Grünhorst auf gewachsen. Später wurde sie Stiftsdame in Ütersen, hat aber
meistens in Kiel gelebt. Mit ihren Geschwistern, vor allem mit dem Bruder Heinrich, war
sie in herzlicher Liebe verbunden. Sie war lange Jahre kränklich. Als sie 1854 mit ihrer
Schwester Julie in Schönau b. Teplitz zur Kur war, war sie so "schwach und
angegriffen", daß ihr das Schreiben Mühe machte. Und 1862 schrieb sie aus Kiel an
Heinrichs kleinen Sohn: "Tante ist alle mal krank und kann nicht Reisen gehen". Sie
starb in Kiel am 5.2.1877. In ihrem Testament hatte sie ihren Bruder Heinrich, evtl.
dessen eheliche Deszendenz, zum Alleinerben eingesetzt. Eine silberne Zuckerschale
aus ihrem Nachlaß ist noch vorhanden.
f) Christian Hartwig, 1815-1857 (Nr. 27),
g) Heinrich, 1817-1884 (Nr. 28),
h) Ernst Magnus Barthold Friedrich, geboren am 22.3.1822. Beim Tode des Vaters
war er gerade erst 15 Jahre alt und hat es daher in seiner Ausbildung schwerer gehabt
als seine älteren Brüder. Die durch den Tod des Vaters und die schlechte Wirt-
schaftslage bedingte Knappheit der Mittel wirkte sich für ihm am meisten aus. Hinzu
kam eine zunehmende Kränklichkeit, die ihn zwang, sein Studium abzubrechen. Er
übte dann eine Zeitlang in