Seite 95
Itzehoe eine Tätigkeit mit stark politischem Einschlag aus und mußte infolgedessen
Schleswig-Holstein verlassen. Nach neuerlicher Ausbildung in preußischen Dienst
getreten, wurde er, der auch preußischer Reserveoffizier geworden war, preußischer
Oberzoll-kontrolleur, zuerst in Wittenberg und dann in Halberstadt. Wilhelm v.
Kügelgen, der ihn wiederholt bei der Schwester Julie in Ballenstedt getroffen hat,
erwähnt ihn in seinen Erinnerungen und schreibt von den großen Schwierigkeiten, die
sein Beruf ihn bei seiner schwächlichen Gesundheit bereitete. Ernst Magnus blieb
unvermählt und starb, 64 Jahre alt, 1866 in Halberstadt.
Grünhorst ist bis zum Verkauf im Jahre 1823 der Wohnsitz der Familie geblieben.
Andreas Hartwig hat es offenbar sehr geliebt. Diese Liebe kommt z. B. zum Ausdruck
in einem Gedicht, das er unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Grünhorst am
4.1.1816, dem Tage der Geburt seines früh verstorbenen Söhnleins, an den ältesten
Sohn Christian, der damals auf Helgoland war, schrieb:
"Meinem Sohn Christian.
Du kennst das Häuschen in dem Thale
mit seinem Dach von Holtz umringt,
Das uns, wenn es mit mildem Strahle
Die Sonn' beleucht, bescheiden blinkt.
Und weißt, daß drunter Menschen lebten,
Die fern von allem Modetand,
Vereint der Lieb und Freundschaft webten
Ein uneinflüßlich festes Band.
..............
Aus diesem Häuschen in dem Thale,
Das Dir und uns so teuer war,
Wünsch ich Dir heut zum erstenmale
Glück, Segen, Heil im neuen Jahr."
Und über Aakjør dichtet er:
"Du weißt es auch, daß wir verließen
Das Thal, das Häuschen, uns so lieb,
Weil böse Feinde uns verstießen
Und keine Wahl uns übrig blieb,
Und daß wir dann an fernen Küsten
Aufschlugen eine neue Hütt:
Worin wir freundlich uns begrüßten!
Denn Lieb und Freundschaft folgten mit!!
...............
Auf Aakjør fuhr nach alter Sitte
In Eintracht schnell die Zeit dahin.
Nur eins, daß Du in unserer Mitte
Nicht weiltest. trübte unsern Sinn."
Andreas Hartwig war ein gottesfürchtiger Mann. Seine schlichte und tiefgründige
Frömmigkeit kommt vor allem in mancherlei Gedichten zum Ausdruck, die er seinen
Kindern zu besonderen Anlässen schrieb. Er dichtete offenbar gern, wenn auch in
recht hausbackener Weise, wie oben. Seine Gedichte und Merksprüche hat er in der
Zeit der beginnenden Romantik nicht nur auf losen, für die Kinder bestimmten Blättern
niedergelegt, sondern hauptsächlich in einem sehr hübschen Büchlein, dessen
Umschlag nach der Sitte der Zeit mit Rosen und grünen Blättern auf schwarzem
Untergrund in Seide gestickt ist. Dieses Büchlein hatte er am