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in Ballenstedt behielt.
In allem, was Julie tat, sei es für ihr Fürstenhaus, sei es in ihrem persönlichen Bereich,
blieb sie sich stets bewußt, daß sie sittliche Verantwortung für all ihr Tun und Handeln
zu tragen hatte. Dadurch reifte sie zu jener Persönlichkeit heran, die ihrer Umwelt am
Bernburg-Ballenstedter Hof ein Halt wurde und die Kraft hatte, ihrer Herzogin mit
Festigkeit und Rat zur Seite zu stehen, wenn die Unruhe der Zeit, wie 1848, alles zu
verschlingen drohte.
Mit ihren Brüdern und ihrer Schwester Hedwig hielt sie enge Verbindung und nahm
insbesondere regen Anteil an dem Ergehen der Kinder im Hause ihres Bruders
Heinrich. Mehrfach war trotz der damaligen schwierigen Reiseverhältnisse Heinrich bei
ihr zu Besuch in Ballenstedt, ebenso wie auch der jüngste Bruder Ernst. Zahlreiche
Briefe von Julie sind erhalten. Bemerkenswert ist in einem dieser Briefe die
Beschreibung der Beisetzung der Mutter der Herzogin im Jahre 1867. Diese, die
verwitwete Herzogin von Schleswig-Holstein-Glücksburg, war, wie bei Julies Vater
Andreas Hartwig erwähnt, auch die Mutter des im Jahre 1863 auf den dänischen
Königsthron gekommenen Königs Christian IX. Julie beschreibt nun, daß die 4 Söhne
der Herzogin, nämlich König Christian IX. und seine drei Brüder selber den Sarg der
Mutter in die kleine Kapelle getragen haben, die zur vorläufigen Aufnahme der Leiche
bis zur Überführung in die Familiengruft in Schleswig bestimmt war, eine für heutige
Zeiten kaum mehr vorstellbare Schlichtheit und Familiarität einer regierenden Familie.
Julies letzter Brief an ihren Bruder Heinrich datiert vom 1.7.1871. Sie mußte es ihrer
treuen Pflegerin Hermine Tickel überlassen, "den Schluß dieser Zeilen zu machen. da
ich mich so schwach fühle". Bald darauf, Ende August 1871, ist sie in Ballenstedt
gestorben. Der ihr durch Jahrzehnte nahestehende Probst Scholz, der sie zu Grabe
leitete, sagte in seiner Grabrede, es sei ihm immer ergreifend gewesen, mit welcher
kindlichen Dankbarkeit und Ehrfurcht sie noch im Alter das Andenken ihrer Eltern
bewahrte. Wie ein Engel sei sie ihrer Herzogin zugesellt gewesen, die alles, was sie
bewegte, mit dieser ihrer treuen christlichen Freundin beraten konnte und stets eines
verständnisvollen Rates gewiß war. Er sprach davon, wie so viele andere, aus Stadt
und Land, aus allen Ständen, bei ihr Zuflucht und Trost, Rat und Hilfe gesucht hätten
und getröstet und fröhlichen Herzens von ihr zurückgekehrt seien, und er berichtete,
daß sie mit den Worten gestorben sei: "Ich gehe gern zu meinem Heiland, ich habe ihn
lieb und weiß auch, daß er mich lieb hat."
25. Friedrich (Hardesvogt). 1809-1851.
Andreas Hartwigs zweiter Sohn Friedrich August Christian (Heinrich) ist am
22.1.1809 geboren. Er wurde kgl. dänischer Hardesvogt in Fleckeby. In den
Elbherzogtümern hatten sich aus Herkommen und uralten Gewohnheiten heraus
kommunale Verwaltungsbezirke gebildet, Ämter, Landschaften und Harden, deren
letztere durch Hardesvögte ziemlich selbständig verwaltet wurden. Friedrich hatte
dieses Amt inne, bis er schon im Jahre 1851 im Alter von nur 42 Jahren in Rendsburg
starb. Er war verheiratet mit Eleonore Luise v. Rumohr a.d.H. Rundhof, geb.
12.1.1808, mit der er vier Kinder hatte: