von Bernstorff

Johann Hartwig Ernst

Graf v. Bernstorff
* 13.05.1712 | † 18.02.1772
Seite im Buch: 129

Deutscher Diplomat und Dänischer Außenminister

 

1712 - 1772 auf Wedendorf, Wotersen u. Stintenburg

Königlich dänischer Staatsminister

 

Andreas Gottlieb d.Ä. hat auf die Erziehung und Ausbildung seines begabten Enkels Johann Hartwig Ernst maßgeblichen Einfluss genommen. Dabei war die Auswahl des Hauslehrers durch den Großvater von besonderer Bedeutung. Johann Georg Keyssler (1693/89-1743) war ein vielversprechender junger Gelehrter, der seit 1713 Hofmeister bei den Grafen Giech gewesen war, als Andreas Gottlieb ihn für seine Enkel engagierte. Und er wurde in der Tat während seiner Dienste im Bernstorffschen Hause zu einem bedeutenden Erforscher der nordischen Altertümer und ein bekannter Reiseschriftsteller, der die Berichte über die Reisen, die er mit den jungen Bernstorffs unternahm, akribisch aufzeichnete und später veröffentlichte. (Neueste Reisen durch Teutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. … Ab 1740 in mehreren Auflagen auf deutsch erschienen; übersetzt ins englische und holländische)

 

Johann Hartwig Ernst trat 1732 mit 20 Jahren in die Dienste des dänischen Königs Christian VI. in Kopenhagen. Bald wurde er als Gesandter nach Dresden (auch Warschau), dann nach Regensburg, Frankfurt und schließlich für 6 Jahre nach Paris geschickt. 1750/51 schließlich wurde er zum Chef der Deutschen Kanzlei in Kopenhagen und damit auch zum Leiter der dänischen Außenpolitik berufen. Er hat dieses Amt 19 Jahre bekleidet und der dänische Gesamtstaat galt in dieser Zeit als eines der bestregierten Staatswesen in Europa. In kriegerischem Umfeld befolgte er eine Neutralitäts- und Friedenspolitik aus christlicher Überzeugung und machte sich für die spätere Bauernbefreiung in Dänemark und Holstein verdient.

 

1767 wurde er für seine Verdienste um den friedlichen Gebietstausch mit dem Zaren (dessen holsteinische Besitzungen gegen die dänischen Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst) mit seinem Bruder Andreas Gottlieb in Gartow und dessen Söhnen, unter ihnen Andreas Peter, von König Friedrich V. in den Grafenstand erhoben.

 

Literatur

 

Ahlemann, Georg Ludwig: Über das Leben und den Charakter Grafen Johann Hartwig Ernst von Bernstorff, 1777


Friis, Aage: Die Bernstorffs, Bd. 1: Lehr- und Wanderjahre. Ein Kulturbild aus dem deutsch-dänischen Adels- und Diplomatenleben im 18. Jahrhundert, Leipzig 1905


Friis, Aage: Die Bernstorffs und Dänemark, Bd. 2:Johann Hartwig Ernst Bernstorff im Conseil Friedrichs V. Ein Beitrag zur politischen und kulturellen Entwicklungsgeschichte des dänischen Staates 1750-1835, Bentheim 1970

Portraits

Graf v. Bernstorff Graf v. Bernstorff
Graf v. Bernstorff Graf v. Bernstorff
Graf v. Bernstorff Graf v. Bernstorff
Graf v. Bernstorff Graf v. Bernstorff
Graf v. Bernstorff Graf v. Bernstorff
Graf v. Bernstorff Graf v. Bernstorff
Graf v. Bernstorff Graf v. Bernstorff
Deutscher Diplomat und Dänischer Außenminister

Anekdote

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Verheiratet:
Charitas Emilie
Vater:
Joachim Engelke
Mutter:
Charlotte Sophie
Geschwister:
Andreas Ludwig Johann
Johannette Eleonore
Andreas Gottlieb
Elisabeth Johannette Eleonore
Dorothea Louise
Johann Hartwig Ernst
Kinder:
Übersicht Ereignisse und Besonderheiten

Politiker & Diplomat

Deutscher Diplomat und Dänischer Außenminister

 

1751 wurde Bernstorff als Nachfolger von Johan Ludvig von Holstein Chef der Deutschen Kanzlei in Kopenhagen für Schleswig-Holstein und zugleich als Nachfolger von Johann Sigismund Schulin Außenminister des Königreichs Dänemark und einflussreichster Mann im dänischen Staat unter den Königen Friedrich V. und Christian VII.

 

Bernstorff gelang es, Dänemark aus allen Konflikten herauszuhalten. Im Siebenjährigen Krieg blieb Dänemark neutral. Ein weiterer von Bernstorff gelöster Konflikt war die seit über 150 Jahren bestehende Feindschaft zwischen dem dänischen Königshaus und den Herzögen von Schleswig-Holstein-Gottorf. Mit Katharina II. schloss Bernstorff einen Allianzvertrag. Seinen größten Erfolg, den Vertrag von Zarskoje Selo, in dem die gottorfschen Anteile am Herzogtum Holstein mit den Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst ausgetauscht wurden, womit Schleswig-Holstein erstmals seit dem 16. Jahrhundert wieder in einer Hand vereinigt war, vollendete sein Neffe und Nachfolger Andreas Peter von Bernstorff nach seinem Tod.

 

Dank der von Bernstorff betriebenen außenpolitischen Neutralität und der Förderung des Handels stieg der Wohlstand im dänischen Gesamtstaat. Über Jahre stand er auch dem Kommerzkollegium vor. Seine Versuche, eine Industrie in Dänemark zu etablieren, blieben zwar ohne große Erfolge, seine Landwirtschaftsreformen und die Bauernbefreiung führte dagegen sein Neffe erfolgreich weiter.